Was aus der ISPO wurde

2007 stand Floorball auf der ISPO Sportmesse in München zum ersten Mal im Mittelpunkt, hatte sich dort sogar ein eigenes Dorf gebaut. Zwölf Jahre später wird über unseren Sport dort zwar noch gesprochen, sichtbar ist er aber kaum mehr. Eine Spurensuche.

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Eine leuchtende Spielfläche mit Banden und ausgelegtem Geflor-Boden, umgeben von schwarzen Ausstellerbuden mit sehr viel glänzendem Spielzeug. Dazu eine fesche Bar und laute Musik. Für die Besucher der ISPO, also für Fachhändler, Distributeure und Medien aus aller Welt, war diese bis dahin unbekannte Welt eine Attraktion. Wie schnell die Sportart war, wie leicht ihre Schläger, wie „cool“ die Leute. Mit etwas mehr Bartwuchs hätte man den Snowboardern fast den Rang als hippste Meute abgelaufen.

Auch die Szene selbst feierte ihre „Floorball Village“ als Durchbruch. Sie war ein wichtiges Marketing-Instrument, um die Sportart weltweit bekannt zu machen. Stars wie Quist, Calebsson oder Tähkä reisten nach Bayern und zwirbelten den Ball durch die Luft.

Doch das Projekt, was in Zusammenarbeit der IFF mit dem Deutschen Verband umgesetzt wurde, konnte nur existieren, weil die Messe diese Attraktion mit besonderen Konditionen bezuschusste. Als man in den Folgejahren andere Schwerpunkte zu setzen begann, schwand die Unterstützung und die teure Fläche wurde unbezahlbar. Aber es gibt noch einige, sogar recht gute Gründe, weshalb man Floorball auf der ISPO lange suchen muss.

Einer der wichtigsten, ist die Absage der Sommer-ISPO. Während es damals am selben Ort eine Messe im Winter und eine im Sommer gab, steht mittlerweile nur noch eine davon zur Wahl – die schlechtere. Denn die Winter-ISPO ist extrem Outdoor- und Wintersport-lastig. Teamsport findet kaum statt und wenn, dann eher in Vertretung der Textilbranche. Entsprechend gewichtet ist auch das Zielpublikum, das die Messe besucht.

Der ISPO ist es zwar gelungen, das eher monotone Angebot mit einzelnen, innovativen Produkten aufzupeppen – man hat dafür sogar eigene Preise gegründet (ISPO Award und ISPO Brandnew Award) – diese nutzen der langfristigen Darstellung einer ganzen Sportart aber nur wenig.

Hinzu kommt, dass sich auch der Sportmarkt in den vergangenen zwölf Jahren massiv verändert hat. Die Digitalisierung stellt den Fachhandel auf den Kopf, viele Marken konzentrieren sich auf eine direkte Betreuung der Kunden oder auf einen spezielleren Umgang mit ihren Händlern. Darunter leidet auch die ISPO. Dieses Jahr zog sich beispielsweise die Amer-Gruppe von der Veranstaltung zurück – Eigentümer etablierter Wintersportmarken wie Atomic oder Salomon.

Auch der Floorball-Markt hat eine deutliche Bereinigung hinter sich. Nach den vielen Neugründungen am Ende des vergangenen Jahrzehnts, sind diverse Marken verschwunden oder international kaum aktiv – Exel, Karhu, Cobra, Blast, Realstick, Oneway etc. Die verbliebenen Brands erreichen ihr Zielpublikum auch ohne eine solche Veranstaltung oder konzentrieren sich auf jene Messen, die ihre Kunden ohne Streuverluste ansprechen.

Eigentlich ist Floorball auf der ISPO aber immer noch ein Thema. Kleinere Marken, die Distributoren suchen, wie etwa die tschechische Firma Tempish, buchen sich gerne einen Stand. Auch der schwedische Hersteller Salming ist präsent, hauptsächlich aber um seine Lauf- und Hallen-Schuhe größeren Zielgruppen vorzustellen. Auf der ISPO-Website wird Floorball dieses Jahr neben „Darts“ als „Trend“ im Teamsport-Bereich beschrieben. Aber ein „Trend“ waren wir schon vor zwölf Jahren gewesen.

Tatsächlich sollte Floorball, insbesondere der deutsche und internationale Verband, die Augen nach neuen Projekte offenhalten. Ein Beispiel könnte die BaSpo in Dortmund sein, vielleicht Europas größte Ballsportmesse. Solche Veranstaltungen haben natürlich nicht die Reichweite einer ISPO und man weiß nicht, was langfristig aus ihnen wird. Aber sie sprechen eine spezielleres und somit relevanteres Zielpublikum an und könnten insbesondere zu Beginn daran interessiert sein, neue Attraktionen zu unterstützen – vielleicht ja auch eine „Floorball Village“.

Foto: IFF (1), ISPO (2)

Hinweis zur Transparenz: Der Autor arbeitet unter anderem auch für die erwähnte schwedische Firma Salming.