Gemischte Gefühle

Zum vierten Mal in Folge steht Lilienthal im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Es ist die letzte Chance für die Wölfe den Titel zu holen. Aber egal wie die Serie gegen den MFBC ausgeht, das Ergebnis wird auf jeden Fall eine kleine Tragödie sein.

In zwei, höchstens drei Spielen ist alles vorbei. Dann wird Lilienthals Bundesliga-Odyssee nach acht Jahren ein Ende nehmen. Aufgrund von Spielermangel zieht sich der Klub aus der 1. Bundesliga zurück – mit Sicherheit als Pokalsieger, vielleicht sogar als Deutscher Meister.

Wie lässig wäre das denn? Double kassieren, Medaillen um den Hals hängen lassen und dann… „Tschüssikowski“!

Wie lässig? Gar nicht. Dass es unverdient wäre, für eine derart kurzsichtige, auf reine Ergebnisse ausgerichtete Kaderplanung mit Titeln belohnt zu werden, steht außer Frage. Hinzu kommt aber noch die Signalwirkung über die Grenzen der Sportart hinaus.

Der Deutsche Pokalsieger und Meister verabschiedet sich freiwillig aus der Bundesliga. Endlich könnte Floorball wieder bundesweit für Schlagzeilen sorgen – nur leider mit der falschen Botschaft. Oder ist sie nicht falsch, sondern viel mehr ein unangenehmes Ebenbild der Lage?

Egal. Für Verhandlungen mit Sponsoren, Gespräche mit dem DOSB oder andere Anstrengungen, bei denen die Sportart als entwickelte Disziplin verkauft werden muss, wäre ein Lilienthaler Titel jedenfalls nicht hilfreich. Hoffentlich bleibt er uns also erspart.

Oder?

Auf der anderen Seite ist dort halt noch die Mannschaft selbst. Wie tragisch wäre es, das vierte Mal in Folge im Finale zu scheitern? Und das nach einer solchen Saison. Eigentlich war Lilienthal schon ausgeschieden. Nur weil die anderen Vereine einer Sonderlösung zugestimmt hatten, durften die Wölfe trotz Rückzug doch noch in den Playoffs starten – von einem eher mauen vierten Platz aus.

Am Ende hat jede Sportart die Meister, die sie verdient.

Im Viertelfinale gegen Hamburg war Lilienthal bereits klinisch tot, lag im entscheidenden dritten Spiel in der letzten Minute mit zwei Toren zurück. Dann das Comeback und der Overtime-Treffer. Im Halbfinale folgten zwei berauschende Siege gegen den Serienmeister. Und im Finale würde man mit Leipzig jene Mannschaft besiegen, von der man in der Ligaphase zweimal böse zerlegt wurde. Wäre doch eine schöne Geschichte.

Außerdem, ist die Konkurrenz an der Spitze in den letzten Jahren wirklich so viel weitsichtiger unterwegs gewesen? Oder hat man nicht auch großzügig von Zugängen aus dem Ausland profitiert und mit Spielern aus der eigenen Region nachgerüstet, die dann einfach nur besser entwickelt ist? Vielleicht. Vielleicht nicht. Ach, was weiß ich schon?

Viele von uns freuen sich auf die kommende Finalserie. Zurecht. Nur eben mit gemischten Gefühlen. Am Ende hat jede Sportart die Meister, die sie verdient. Also mal sehen, wer uns zusteht.

Foto: Günter Pape / TV Lilienthal