Bonn hat sich zu einer Hochburg des Damen-Floorballs im Westen der Bundesrepublik gemausert. Auch dank Daniel Mahnken. Der sieht in der Bundesliga einen deutlichen Aufschwung, fordert darüberhinaus aber Einschränkungen für Damen im Herren-Betrieb.
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Floorballmag: Die Floorball-Bundesliga der Damen ist dieses Jahr mit sechs Teams unterwegs. Ist hier ein deutlicher Sprung nach vorne zu spüren? Funktioniert das Format?
Für uns Bonner Floorball Ladies ist es das erste Jahr in der höchsten Spielklasse, daher fehlt mir der Vergleich zur vergangenen Saison. Für uns ist es auf jeden Fall der richtige Schritt gewesen. Das Konzept Damen-Bundesliga funktioniert und, meiner Meinung nach, sollte man nun alles genau so belassen, wie es aktuell ist – und zwar mindestens so lange, bis die „magische Teilnehmerzahl“ von acht Teams erreicht ist. Danach kann man sich immer noch damit beschäftigen, was geändert werden muss.
Gibt es bereits interne Signale, dass die Liga so auch nächstes Jahr erhalten bleibt? Wie ist die Laune unter den Teams?
Mein Eindruck ist, dass alle Spielerinnen und die Trainer-Staffs froh sind, dass Damen-Floorball in Deutschland gemeinsam auf ein neues Level heben zu dürfen. Auch die Zuschauer nehmen das wahr. In unseren beiden Heimspielen in Bonn hatten wir bisher jeweils rund 100 Fans auf der Tribüne sitzen. Das ist gar nicht so weit entfernt von manchen Herren-Bundesligaspielen und macht die Spielerinnen natürlich zu Recht stolz. Ich gehe davon aus, dass die Liga im Sommer in ihre dritte Saison geht.
Mit mehr Teams?
Gerade weil die Damen-Bundesliga so motivierend wirkt, hoffe ich, dass zur neuen Saison noch weitere Teams dazustoßen. Ich bin ein Fan der SG Wernigerode/Chemnitz und würde mich freuen, wenn sie für die Bundesliga melden. Die Ladies sind jung, talentiert und gut ausgebildet.
„Im Erwachsenenbereich sollte es Spielerinnen nicht erlaubt sein, in Herren-Teams zu spielen.“
Die Bonner Damen belegen aktuell den 5. Platz, im Pokal musstet ihr euch im Achtelfinale Weißenfels geschlagen geben. Wir verläuft die Saison aus deiner Sicht?
Für uns läuft die Saison wie erwartet. Wir haben bittere Niederlagen wegstecken müssen, aber auch unseren ersten Bundesliga-Sieg feiern dürfen. Nachdem wir Vizepokalsieger und Deutscher Meister im Kleinfeld geworden sind, haben uns viele schon im Bundesliga-Finale gesehen. Da musste ich erstmal die Perspektive geraderücken. Wir sind völlig neu in der höchsten Spielklasse und wussten vor der Saison gar nicht, was uns erwartet. Ich kenne keinen Aufsteiger, in keiner Sportart, der sich hinstellt und sagt, wir wollen Meister werden. Man muss mal sehen, wo wir herkommen. Da die anderen Teams in NRW, außer Dümpten, kein Interesse am Großfeld-Spielbetrieb hatten, mussten wir in der letzten Saison in der Herren-Verbandsliga antreten. Wir wurden Dritter mit nur zwei Niederlagen in der regulären Spielzeit. Herausforderungen sehen anders aus. In der Bundesliga haben wir jetzt genau die Challenges, die uns wirklich weiterbringen. Wir analysieren jedes Spiel und ziehen unsere Lehren daraus. Es lohnt sich.
Wie hat sich die Bonner Damen-Sparte entwickelt und welche Perspektiven siehst du?
Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Als ich vor fünf Jahren nach Bonn gewechselt bin, hatten wir ein Damen-Team und in den Jugendteams nur ungefähr acht Mädchen. Wenn ich heute alleine die U13 beim Training anschaue, ist da manchmal mehr als die Hälfte des Teams weiblich. Es ist wirklich toll, wie sich der Vorstand und die Jugendtrainer für den weiblichen Nachwuchs einsetzen. Auch die Spielerinnen, die dann ins Damen-Team aufsteigen, sind immer besser ausgebildet. Da muss ich ein Riesenkompliment an die Jugendtrainer machen. Durch diese Arbeit können wir unsere Ziele langfristig immer weiter steigern. Als Damen-Team tun wir aber auch einiges dafür. Im Sommer werden wir beispielsweise einen Girls‘ Day veranstalten, damit wir auch Mädchen erreichen, die bisher Floorball noch gar nicht kennen und wir wollen auch als Mannschaft bei anderen Veranstaltungen präsenter werden.
Wenn du zwei Schritte Abstand nimmst, wie bewertest du die aktuelle Entwicklung im Damen-Bereich insgesamt?
Aus meiner Sicht entwickelt sich der Damen-Bereich in zwei Richtungen. Es gibt Mannschaften, die immer leistungsorientierter werden und ihre Strukturen professionalisieren möchten. Diese Ziele verfolgen wir in Bonn auch, daher haben wir uns der Bundesliga angeschlossen. In zweiter Reihe stehen aber bereits weitere Vereine bereit, die diesen Weg ebenfalls einschlagen werden. Dies ist, meiner Meinung nach, natürlich sehr positiv.
Auf der anderen Seite…
Auf der anderen Seite gibt es Teams, die es nicht schaffen, den nächsten Schritt zu machen, zum Beispiel vom Kleinfeld auf das Großfeld zu gehen. Dies geht vielleicht einige Jahre gut, aber irgendwann hört man nichts mehr von dem Damen-Team, weil es sich aufgelöst hat. Das habe ich in den vergangenen 15 Jahren leider sehr oft erlebt.
Was würde helfen?
Ich denke, dass es einen ganz besonders wichtigen Schritt für die Zukunft des Damen-Floorballs gibt, der in Angriff genommen werden muss: Im Erwachsenenbereich sollte es Spielerinnen nicht erlaubt sein, in Herren-Teams zu spielen. Meiner Meinung nach führt diese Möglichkeit nicht dazu, dass mehr Frauen Floorball spielen, sondern sie verhindert, dass mehr Damen-Teams entstehen.
Das würde die Auslastung einiger Spielerinnen aber erheblich beeinträchtigen.
Ich habe seit 2015 vor jeder Saison versucht, eine Freundschaftsspiel-Liga für Damen-Teams und Einzelspielerinnen auf dem Großfeld mit sehr kleinen Einstiegshürden zu organisieren, da bereits absehbar war, dass der GF-Spielbetrieb in NRW nicht zustande kommt. Dazu habe ich über 50 Vereine aus NRW, Hessen und den Niederlanden angeschrieben. Die Niederländerinnen wären dabei gewesen, aber es gab kaum Interesse von den anderen Vereinen daran. Nicht nur einmal habe ich als Antwort bekommen: „Nein danke, wir spielen im Kleinfeld schon bei den Damen und auf Großfeld lieber in unserem Herren-Team“.
Das Interesse war also nicht vorhanden.
Mit dieser Einstellung sorgen die Frauen selbst dafür, dass die Herren-Ligen immer weiter gestärkt werden und Damen-Ligen nicht zustande kommen. Dass es nicht in allen Vereinen Damen-Teams gibt, ist dabei kein Argument für mich. Über die Bildung von Spielgemeinschaften ist es auch für Damen, in deren Vereinen es nicht genügend Spielerinnen für ein komplettes Team gibt möglich, am Liga-Betrieb teilzunehmen. Dafür müssten sich aber auch die Vereine aktiv aufeinander zubewegen. Langfristig würde die Qualität des Damen-Floorballs in Deutschland weiter steigen – wenn ich nur an die Nationalspielerinnen denke, die aktuell nicht in Damen- sondern Herren-Teams spielen.
Fotos: Jacob Bestgen (1), Manslayer (2)