Floorball soll handlicher werden

Bei seiner Generalversammlung in Prag im vergangenen Dezember hat der Weltverband diverse Reformen auf den Weg gebracht. Insbesondere die Verkürzung der Spielzeit und die Verkleinerung der Kader sorgt für massive Diskussionen. Für den deutschen Floorball wären solche Änderungen kein Gewinn.

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Wie bei jeder Floorball-WM wurde auch in Prag erneut eine Generalversammlung aller Mitgliederstaaten des Weltverbandes IFF abgehalten. In Folge der Veranstaltung wird unter anderem Burkina Faso neues provisorisches Mitglied, die Europameisterschaften kehren zurück und die WM 2022 findet in der Schweiz statt.

Für Aufregung sorgte die Entscheidung, in diversen Wettbewerben eine Reduktion der Spielzeit auf 3 x 15 Minuten sowie eine Verkleinerung des Kaders auf maximal 15 Aktive zu testen. Sollten sich diese Änderungen als alltagstauglich erweisen, dürften sie ins allgemeine IFF-Regelwerk übernommen werden.

Auf diese Weise soll die Sportart attraktiver für Medien sowie Großveranstaltungen gemacht werden. Eine kürzere Spielzeit lässt sich einfacher ins TV-Programm einplanen, schmalere Kader kosten bei Events wie den World Games oder eines Tages auch bei den Olympischen Spielen weniger Geld – wie die Ausrichter so auch die teilnehmenden Verbände. Aus eben solchen Gründen hatte sich bei Olympia etwa das Siebner-Rugby etabliert.

Die Begeisterung der Szene hält sich deshalb auch in Grenzen. Insbesondere die Reaktionen der skandinavischen Verbände waren aber grundlegend negativ. Schweden und Finnland monierten, dass sich die aktuellen Regeln bewährt hätten und eine derart massive Änderung flächendeckend unnötig sei.

Für Deutschland dürfte eine solche Reform überwiegend Nachteile mit sich bringen. Kaum ein TV-Sender erwägt aktuell ernsthaft Floorball in sein Live-Programm aufzunehmen und für Streaming-Anbieter ist die Dauer einer Übertragung zwar nicht egal, aber auch nicht entscheidend. Die Kosten für den Betrieb einer Mannschaft sind hingegen flexibel, da jede Mannschaft selbst entscheiden kann, ob sie den Kader aus finanziellen Gründen schmaler hält oder ihre Möglichkeiten voll ausschöpft.

Ein viel größeres Problem wäre hingegen die allgemeine Kadergestaltung. Eine Begrenzung auf 15 Spieler (also meist zusammengesetzt aus 13 Feldspielern und 2 Torhütern) wird in erster Linie junge Spieler treffen, die aus der dritten Reihe heraus erste, unregelmäßige Einsätze erhalten. Mannschaften mit einem hohen Anteil ausländischer Spieler werden es noch schwieriger haben, deutschen Talenten Spielpraxis zu bieten. Alleine in der 1. Bundesliga würde man so Plätze für 50 Spieler streichen.

Hinzu käme, dass die aussortierten Spieler anderswo zum Einsatz kommen sollten. Vereine müssten also neue Teams anlegen, was zusätzliche Hallenzeiten erfordern würde, ebenso wie zusätzliche Schiedsrichtereinsätze. Kurz gesagt, mehr Aufwand für dieselbe Zahl an Lizenzierten.

Foto: Vladimir Hodac