Das Einfachste der Welt

Binnen zwei Saisons hat sich Erik Schuschwary vom sympathischen Bussi Bär zum absoluten Spitzenspieler gemausert, in der Nationalmannschaft sowie auch beim MFBC. Ein Gespräch mit dem produktivsten deutschen Spieler der Bundesliga über WM-Blues, harte Arbeit und alte Zeiten.

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Floorballmag: Nationalspieler kennen den WM-Blues, dieses Formtief nach einem großen internationalen Turnier. Damit hast du nichts zu tun, oder? Drei Buden gegen Wernigerode sind ja mal eine Ansage. Ist die WM total vergessen oder gibt sie einem sogar einen kleinen Boost?

Erik Schuschwary: Diesen WM-Blues kenne ich sehr gut. Du spielst bei der WM vor 12.000 Zuschauern, kommst dann heim und spielst im Pokal vor zwölf. Sich da zu motivieren, ist wirklich nicht einfach. Aber über die Jahre lernt man mehr und mehr damit umzugehen. Eine WM ist für einen Floorballspieler das Größte, was es gibt. Du spielst gegen die Besten der Welt und willst zeigen, dass man auch die ganz großen in unserem Sport zum Stolpern bringen kann. Dort sein Land vertreten zu dürfen, ist eine große Ehre.

Schließlich lief’s auch für dich mehr als passabel.

Natürlich lief die Weltmeisterschaft für mich super. Zum einen, haben wir die zweitbeste Platzierung einer deutschen Nationalmannschaft bei solch einem Event hingelegt, zum anderen, ist mir der ein oder andere Scorerpunkt geglückt. Diesen Schub wollte ich gern nach Leipzig mitnehmen. Ich denke, dass ist mir bis jetzt ganz gut gelungen.

„Du spielst bei der WM vor 12.000 Zuschauern, kommst dann heim und spielst im Pokal vor zwölf.“

Gegen Chemnitz gab es für Leipzig aber einen etwas überraschenden Punktverlust. Warum kam Leipzigs Offensivmaschinerie plötzlich ins Stocken?

Das ist glaube ich eine Kopfsache. Du hast plötzlich neun Punkte Vorsprung auf Platz drei und denkst, das Halbfinale ist schon sicher. Mit diesem Gefühl fährst du dann zum Vorletzten der Tabelle und denkst vielleicht, das wird ein Selbstläufer. Nichts da! Das war in unserer Sportart noch nie der Fall und wird es auch nicht werden. Sobald du nicht 100 % gibst kann ein vermeintlich leichter Gegner ein schwerer Brocken werden. Dazu kommt auch, dass es Chemnitz nicht schlecht gemacht hat. Sie haben sich den Punkt in diesem Spiel einfach verdient. Meine zum Teil sehr junge Mannschaft muss in den nächsten Spielen verstehen, dass wir nicht nachlassen dürfen, wenn wir dieses Jahr etwas gewinnen wollen.

Sonst seid ihr aber auf Augenhöhe mit Weißenfels unterwegs, stellt aktuell den besten Sturm der Liga. Was macht dieses Jahr Leipzig so stark? Was läuft anders als im vergangenen Jahr?

Wir haben dieses Jahr einen guten Mix aus jungen, motivierten Spielern und auch erfahrenen, die entweder lange auf hohem Niveau gespielt haben oder Auslandserfahrungen mitbringen. Dazu kommt, dass der Teamspirit wirklich wahnsinnig gut ist. Bei jedem Rückschlag wird sofort positiv argumentiert. Außerdem sind wir sehr selbstkritisch mit unserem Spiel. Auch wenn wir teilweise deutlich gewonnen haben, waren wir immer noch nicht zufrieden. Der größte Unterschied zur vergangenen Saison ist aber die Trainings- und Spielbeteiligung. Es gab bis jetzt nur eine Hand voll Trainings und ich glaube ein Spiel, wo wir keine drei Reihen waren. Mit dieser Breite von Spielern kannst du halt immer über sechzig Minuten Vollgas gehen. Das hat in manchen Spielen den Unterschied ausgemacht.

Mit Abstand produktivster Deutscher der FBL (12 Spiele, 25 Tore, 20 Vorlagen).

Man muss aber auch zugeben, dass eure Verstärkungen solide eingeschlagen haben. Ville Pousi ist mit 49 Punkten aktuell sogar Topscorer der Liga vor Weißenfels‘ Dauerbrenner Anssi Soini. Jiri Tikkanen macht einen wichtigen Job als Bindeglied zwischen Defensive und Sturm. Wie schwer wiegen die Jungs?

Die Jungs sind wirklich eingeschlagen wie eine Bombe. Beide sind sehr sympathisch und witzig. Beim Training geben sie immer Vollgas. Ohne die Beiden würden wir nicht da stehen, wo wir gerade stehen. Dazu kommt noch Mark-Oliver Bothe der sich auch wahnsinnig schnell integriert hat und auch schon ganz gut gepunktet hat. Also zusammengefasst wiegen unsere Neuzugänge ganz schön viel.

Du selbst bist dieses Jahr produktivster Deutscher der Bundesliga und scheinst dich richtig wohl zu fühlen. Wo kam dieser Leistungssprung her, den man bei dir in den vergangenen zwei Saisons gesehen hat?

Nach meinem Fußbruch vor zwei Jahren wollte ich nochmal versuchen eine Schippe draufzulegen. Ich habe viel trainiert und wollte vor allem physisch besser werden. Dazu kommt mit dem Wechsel nach Leipzig mehr Stocktraining und überhaupt mehr Qualität in den Trainings. Das alles zusammen, plus der Fleiß, ist jetzt das Resultat was man sieht. Wenn ich dann noch meiner Mannschaft mit meiner Leistung helfen kann, dann freut mich das umso mehr.

Deinen Bundesligaeinstieg hattest du vor vielen Jahren mit den Unihockey Igels gefeiert. Bekommst du mit, wie es ihnen geht? Aktuell sieht es mit ihnen in der 2. Bundesliga ziemlich düster aus.

Ich schaue eigentlich nach jedem Spieltag wie sich die Jungs aus Dresden geschlagen haben. Natürlich ist es auf der einen Seite sehr traurig, wenn man sich die Tabelle ansieht. Auf der anderen Seite muss man aber auch bedenken, dass etwa die Hälfte der Jungs jünger als 19 Jahre sind. Wenn sie weiter an sich arbeiten, werden die Tage in Dresden auch wieder etwas sonniger und ich bin davon überzeugt, dass sie in der Rückrunde noch den ein oder anderen Punkt holen werden.

Damals stand in den Spielberichten immer „Gruhne-Schuschwary“ geschrieben. Hätte auch die Schatzmeisterin des Grünen-Ortsvereins Lohfelden sein können, war aber ein mordsgefährliches Offensivpaar. Sehen wir dich und Chris irgendwann wieder im selben Team?

An diese Zeit erinnere ich mich immer wieder sehr gerne zurück. Mit Chris zu spielen, war das Einfachste der Welt. Wir wussten immer, wo wir stehen und haben glaube ich fast jeden Gegner vor Probleme gestellt. Chris hat mich auch schon mehrmals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, dieselben Trikotfarben zu tragen wie er gerade. Nur sind wir uns noch nicht so richtig einig geworden. Aber möglich ist alles (lacht).

Es war einmal. Duo Infernale Gruhne-Schuschwary, hier Schuschwary-Gruhne.

Zum Abschluss etwas Internationales. Die IFF wird die Europameisterschaften wieder einführen. Die finden dann immer im Frühjahr eines WM-Jahres statt. Gute Idee, schlechte Idee, welche Idee?

Um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Die Hauptidee dahinter ist ja, dass es den „schwächeren Nationen“ leichter gemacht werden soll, ein WM Ticket zu ergattern, weil die, die bei der Europameisterschaft spielen, ja für die Weltmeisterschaft gesetzt sind. ich denke so viel wird sich da gar nicht ändern. Aber wir werden sehen wie es anläuft.

Fotos: Martin Flousek (1), MFBC (2), Unihockey Igels Dresden (3)