Im grünen Bereich

Nur wenigen deutschen Spielern ist es bislang gelungen, sich in der höchsten Schweizer Spielklasse NLA zu etablieren. Tino von Pritzbuer ist einer von ihnen, beim UHC Waldkrich-St.Gallen. Der drohenden Ausländerbeschränkung zum Trotz.

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Floorballmag: Die Weltmeisterschaft ist nun einige Wochen hinter dir. Wie bewertest du das Abschneiden eurer Mannschaft in Prag?

Tino von Pritzbuer: Die WM war für uns als Team eine größtenteils sehr erfolgreiche. Wir haben unser Zwischenziel Viertelfinale erreicht und damit den wichtigsten Schritt für den Verbleib unter den Top-8-Nationen geschafft gehabt. Fortlaufend war für uns im Turnier das Ziel Platz fünf zu erreichen, was wir in einem knappen Spiel gegen Lettland verpasst haben, daher kann man leider nicht sagen, dass wir die Weltmeisterschaft optimal abgeschlossen hätten. Aber alles in allem können wir stolz auf die Leistung sein, die wir als Team auf und neben dem Feld erbracht haben.

Ihr habt euch unter den Top 8 fest etabliert. Trotz des Erfolgs, wo siehst du die wichtigsten Baustellen? Welche Aufgaben müssen deutsche Auswahlspieler meistern, damit die Nationalmannschaft noch besser wird?

Unsere größte Baustelle ist sicherlich die Abschlussqualität und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Jeder in dem Team hat einen sehr guten Schuss und in der Bundesliga wäre die Trefferquote wahrscheinlich auch deutlich höher gewesen. Aber die Effizienz haben wir bei dem Turnier leider etwas vermissen lassen und uns dadurch ein paar Spiele selber unnötig schwer gemacht. Da muss ich mich auch absolut hinzuzählen. Ansonsten wäre sicherlich noch einiges an Handlungsbedarf an individualtaktischem Verständnis, aber in diesem Bereich haben wir in der WM-Kampagne, dank der Trainer, einen sehr grossen Schritt nach vorne gemacht.

Die Schweizer standen knapp vor der großen Sensation, haben in einem großartigen Spiel fast Schweden geknackt. Hast du ein Faible für die Eidgenossen oder bist du ganz neutral?

Faible würde ich das Ganze noch nicht nennen, aber neutral kann ich auch nicht sagen. So wie wohl die meisten anderen Floorballfans hätte ich gerne ein anderes Finale als Finnland gegen Schweden gesehen. Zudem hätte ich mich auf jeden Fall sehr für die Schweizer gefreut, hätten sie so einen Erfolg bei der WM verbuchen können, da ich ja auch ein paar Spieler der Mannschaft persönlich kenne.

International wird gerade heftig über eine Reduktion der Spielzeit auf 3 x 15 Minuten und des Kaders auf 15 Spieler diskutiert. Die IFF möchte so die Sportart attraktiver für Olympia & Co. machen. Denkst du, das ist eine gute Idee?

Ich verstehe den Sinn hinter dieser Idee. Allerdings habe ich einige Bedenken, etwa dass 3 x 15 Minuten vielleicht nicht lang genug sind. Da finde ich 3 x 20 Minuten momentan recht optimal. Zudem fände ich es schade, wenn die Kadergröße auf 15 Mann reduziert wird. Ich bin froh über jeden Mitspieler im Training und auch außerhalb. Da würden mir einfach ein paar Leute in der Kabine und auf der Bank fehlen. Aber bei der Einschätzung kann ich mich auch täuschen und man muss sich einfach daran gewöhnen. Als in der Schweiz die Spieleranzahl auf dem Matchblatt auf 22 Mann erhöht wurde, war ich zuerst auch kritisch, aber mittlerweile finde ich das sogar ganz gut.

Tino von Pritzbuer im grünen Dres von WaSa.

Im vergangenen Sommer bist du von Wiler-Ersigen zu WaSa (Waldkirch-St.Gallen) gewechselt. Wie kam dieser Wechsel zu Stande und warum war er wichtig für dich?

An sich begann es damit, dass in der Schweiz die große Diskussion um eine Ausländerbeschränkung geführt wurde. Ein Gentlemen-Agreement, durch welches jede Mannschaft nur noch mit maximal drei oder vier Ausländern spielen soll. Das war so der erste Punkt, wo für mich, als noch frisch von der Nachwuchs kommenden Spieler, die Frage aufkam, ob in Zukunft für mich, als Ausländer, noch ein Platz bei Wiler-Ersigen ist. Dann kam das Angebot von WaSa, was mich sehr viel zum Nachdenken gebracht hatte. Und da neben mehr Spielzeit auch noch weitere Punkte für WaSa sprachen, hab ich mich schlussendlich dafür entscheiden zu WaSa zu wechseln.

Sportlich war es mit Sicherheit auch kein Fehler.

Sportlich war der Wechsel für mich in der Hinsicht wichtig, dass ich jetzt eine andere Rolle im Team einnehmen kann und wie eben angesprochen mehr Spielzeit erhalte. Auf persönlicher Ebene war der große Pluspunkt für WaSa, dass ich deutlich näher bei meiner Familie und meiner Heimat lebe. Zudem hat es mit dem Studium auch keinerlei Probleme gegeben, die Hochschule zu wechseln.

Was unterscheidet WaSa von Wiler-Ersigen? Als Team und als Verein?

Es gibt auf Vereinsebene und Teamebene viele unterschiedliche Punkte. Bei Wiler muss man sagen, ist das Niveau wirklich sehr hoch angesetzt und dementsprechend professionell. Sie haben auch schon die Mittel und die Infrastruktur um dies zu gewährleisten. Bei diesem Punkt ist WaSa einfach noch nicht ganz so weit, aber die Leute hier geben sich alle unheimlich viel Mühe und versuchen immer professioneller zu werden.

War es dann ein ganz besonderes Erlebnis als ihr zuletzt Wiler-Ersigen niedergerungen hattet? Du selbst hattest für den Auftakttreffer gesorgt.

Ich denke gegen Wiler zu gewinnen ist immer etwas spezielles, nach dem misslungenem Heimspiel um so mehr. Aber ich habe mich mehr über die drei Punkte gefreut, als über den Fakt, dass es mein alter Verein ist.

Und du selbst bist mit deinen bisherigen Leistungen zufrieden? Wo willst du noch nachlegen?

Bisher bin ich mehrheitlich mit meinen Leistungen zufrieden. Allerdings habe ich auch hier besonderes Steigungspotential bei der Chancenauswertung. Da muss definitiv mehr kommen.

Du hattest selbst vor der Saison behauptet, mit WaSa die Playoffs erreichen zu wollen. Wie realistisch ist dieses Ziel? Und was muss passieren, damit das gelingt?

Momentan erachte ich das Ziel immer noch als sehr realistisch. Wir haben unser Formtief überwunden und in letzter Zeit immer bessere Leistungen gezeigt. Sowohl im Spiel als auch im Training. Wenn wir mit der gleichen Einstellung und Entschlossenheit in die nächsten Partien gehen, wie in die letzteren, dann werden wir die Spiele, welche wir in der Hinrunde knapp verloren haben, auch gewinnen.

Wie sieht eigentlich dein Leben außerhalb des Vereins aus?

Außerhalb des Vereins bin ich viel mit Studium und Arbeiten beschäftigt. Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der FHS St. Gallen und arbeite noch nebenher bei der Infosystem AG. Das beansprucht viel Zeit. Und wenn sich mal freie Abende ergeben, verbringen wir die oftmals im Team.

Schaust du manchmal über die Grenze, wie es in der Bundesliga läuft? Scheint aktuell eine spannende Saison zu werden. Kaufering kämpft wieder um die Playoffs.

An sich verfolge ich das geschehen in Kaufering durchgehen und bin bei jeden Spiel der Red Hocks mindestens am Live-Ticker dabei, zumindest sofern wir nicht selber Spiel haben. Ich hoffe einfach, dass sie es diesmal nicht so spannend wie die letzten zwei Saisons machen und vor dem letzten Spieltag einen Playoffplatz sichern.

Hast du dich mittlerweile in der Schweiz fest angesiedelt oder planst du in absehbarer Zeit eine Rückkehr nach Deutschland? Vielleicht nach Kaufering?

Das kann ich leider selber nicht sagen. Ich werde jetzt erstmal mein Studium hier in St. Gallen fertig machen und alles was danach geschieht, entscheide ich dann wenn es soweit ist.

Foto: IFF / Martin Flousek (1), UHC Waldkirch-St.Gallen

Aktualisierung 17.01.2019, 14:17 Uhr: Die „neue“ Ausländerbeschränkung, wurde in „drohende“ Ausländerbeschränkung geändert, da sie als Gentlemen-Agreement noch nicht in Kraft getreten ist.