Man müsste lange nach einer Nachricht suchen, die im deutschen Floorball-Netz für so viel Aufregung gesorgt hat. Das berühmt berüchtigte Floorball Meeting Münster ist tot. Kann es wieder auferstehen?
Marcus Kemmerich ist, beziehungsweise war, einer der Organisationsleiter des Floorball Meetings Münster. Eine Veranstaltung, die mehr eine Kombination aus Burning-Man-Festival und Bad-Taste-Party als ein klassisches Floorball-Turnier war. Denn seit letzter Woche herrscht vermeintliche Gewissheit. Das beliebte Event wird es nicht mehr geben. Zumindest vorerst. Die Entscheidung, das FFM abzusagen sei nicht einfach gefallen, sagt Kemmerich.
Ende November habe die Ausrichter der Bescheid der Stadt erreicht, dass die Halle zwar gebucht werden könne, Übernachtungen im Areal und auf angrenzenden Wiesen aber ab sofort nicht mehr gestattet seien. Für niemanden, weder für Schulen noch für Sportvereine. Eine Hiobsbotschaft für das Event, bei dem gerade das farbenfrohe (und meist feuchtfröhliche) Miteinander im Areal wesentlich war.
„Das hat uns natürlich direkt eine Krisensitzung beschert“, erzählt Kemmerich. Man habe der Stadt angeboten, die Halle nach der Veranstaltung professionell reinigen zu lassen. „Die Kosten dafür hätten wir von unserem Gewinn abgezogen. In unseren Augen eigentlich ein guter Deal für die Stadt. Es kam aber eine erneute Absage.“
Ob es vielleicht an der manchmal doch extrem ausgelassenen Feierlaune gelegen haben könnte, die die TeilnehmerInnen vor Ort genossen hätten? „Es war immer friedlich, fair und freundschaftlich“, beteuert Kemmerich. „Wir haben vor zwei Jahren mal eine kleine Beschwerde wegen zu lauter Musik an der entfernteren Halle bekommen. Dort schallt auf dem Schulhof laute Musik aber auch extrem. Einmal wurden wir auch auf zu volle Mülleimer hingewiesen. Sonst kam aber nie etwas. Jahr für Jahr haben wir aus solchen Sachen gelernt und für mehr Ruhe und eigene Mülltonnen gesorgt. Im letzten Jahr gab es keinerlei Beschwerden mehr.“
Lange habe die Orga nach Lösungsansätzen gesucht. Ein Turnier ohne gestellte Übernachtung? Nicht attraktiv für die Teams und mies für die Kasse. Außerdem wolle man kein Wildcampen provozieren. Eine berechtigte Sorge bei der Spontaneität dieser Zielgruppe. Umzug nach Roxel? Auch hier könnte man nicht vor Ort übernachten. Vielleicht auf einem nahegelegenen Feld. Aber dort herrsche „ein absolutes Glas-, Metall- und Feuerverbot, da dort Tiere weiden. Damit hätten wir das schon festivalähnlich aufziehen müssen“, meint Kemmerich, mit Einlasskontrollen & Co., was ein zu großer Aufwand geworden wäre. Aber es hätten auch die Nähe zur Innenstadt, der Kanal und die große Wiese gefehlt.
Plan D sei gewesen, nach Steinfurt umzuziehen. In diesem Fall wäre der Transport aller Ausrüstung sehr aufwendig geworden und auch die Finanzen hätten nicht mehr gestimmt. Außerdem wäre es eben nicht mehr das Floorball Meeting Münster. Statt dessen müsste man sich mit irgendeinem aus der Not heraus organisierten Kompromiss herumärgern. Und das wäre schließlich auch keine Lösung.
„Aber dort herrscht ein absolutes Glas-, Metall- und Feuerverbot. Weil dort Tiere weiden.“
„Daher wollten wir lieber aufhören, wenn es am Schönsten ist. Oder besser war“, sagt Kemmerich. Was aber nicht bedeutet, dass man nicht weiter mit den Verantwortlichen im Gespräch bleibt. „Wir werden nochmal mit der Stadt Kontakt aufnehmen, dann auf direktem Weg und nach ganz oben, also an den Oberbürgermeister und die Bezirksbürgermeister. Vorher müssen wir noch Rücksprache mit dem Stammverein halten, denn wir sind natürlich trotzdem auf das Sportamt angewiesen und wollen es uns als kleine Sportart nicht mit der Politik verscherzen. Danach werden wir auch die Lokalpresse informieren, denn ich glaube, es ist in Münster noch nicht wirklich bekannt, dass Vereine nun vor dieser Problematik stehen.“
Für den Sommer 2019 werden die deutschen Party-Floorballer also nach Alternativen suchen müssen. Vielleicht lassen sich sogar andere Vereine motivieren, ein ähnliches Event aufzuziehen. Andererseits, vielleicht ginge es auch ohne. Aber wie langweilig wäre das denn?
Fotos: Floorball Meeting Münster