Felix Irrgang ist einer der bekanntesten Namen im Kader von Erstligist Blau-Weiß 96 Schenefeld. Im Interview zum Saisonendspurt sprachen wir mit ihm über seinen Wechsel von Chemnitz nach Hamburg, die „Ausländerdebatte“ in der 1. Bundesliga und ließen uns die wichtigsten Entscheidungen der Saison schon einmal voraussagen. Insiderwissen schadet bekanntlich nie.
Floorballmag: Felix, in der Floorball-Szene kannte man dich lange Zeit als „Urgestein“ der Floor Fighters. Hattest du deine gesamte Karriere in Chemnitz verbracht?
Felix Irrgang: Also gespielt habe ich die ganze Zeit für Chemnitz, studiert habe ich aber in Dresden und bin dann regelmäßig nach Chemnitz gependelt.
Vor Beginn der Saison 2017/2018 wurde dann dein Wechsel zu Blau-Weiß 96 Schenefeld bekannt. Wie hat es dich in den Norden verschlagen?
Als ich mit dem Studium fertig war, wollte ich gern irgendwo anders in Deutschland hin. Weil ich schon immer mal in Hamburg wohnen wollte, habe ich mich dort beworben und auch recht schnell etwas gefunden. Und hier bin ich nun.
Hamburg ist nun eine der wenigen Städte Deutschlands, in der man sich als Spieler mit Erstliga-Ambitionen zwischen zwei Vereinen entscheiden darf – beziehungsweise muss. Wieso bist du nach Schenefeld gegangen?
Als ich Anfang 2017 nach Hamburg gezogen bin, hat es natürlich nicht lange gedauert und die Hände wollten mal wieder einen Schläger zu fassen bekommen. Da bin ich dann sowohl beim ETV als auch bei Schenefeld zu Probetrainings gewesen. Letztendlich hatte ich mich für Schenefeld entschieden, weil die Jungs einfach alle wahnsinnig sympathisch sind und ich mich sofort wohl gefühlt habe.
Und im ersten Jahr habt ihr gleich die Klasse halten können.
Das war sehr wichtig für die weitere Entwicklung des Vereins. Und da hat meine Erfahrung mit dem Abstiegskampf sicherlich auch etwas gebracht. (lacht)
Schnell von A nach B kommen, ist mein Ding, dafür gibt’s aber leider noch keine Wertung im Floorball.
Nach deiner ersten Saison mit Schenefeld warst du direkt deren mit Abstand bester Scorer. Einstand nach Maß?
Zuerst einmal ist das etwas gemogelt, weil unsere anderen beiden Viel-Punkte-Sammler jeweils die halbe Saison gefehlt haben. Wenn man das hochrechnet, war ich es schon gar nicht mehr. Jedenfalls war ich eigentlich die Jahre zuvor auch niemand, der durch besonders viele Scorerpunkte aufgefallen wäre. Schnell von A nach B kommen ist eher mein Ding, dafür gibt’s aber leider noch keine Wertung im Floorball. Ich schätze aber, dass man nach so vielen Jahren Floorball doch irgendwann mal ein Gefühl dafür bekommt, wo das Tor so ungefähr steht.
Ende der letzten Saison stand der neunte Tabellenplatz für euch zu Buche, den Abstieg habt ihr dann auf die knappste Art und Weise in den Playdowns gegen Eiche Horn verhindern können. Aktuell kämpft ihr kurz vor Saisonende noch um die Playoffs. Wie kommt dieser Turnaround?
Wie gesagt, fehlten letzte Saison aufgrund von Verletzung und Auslandssemester wichtige Leistungsträger. Außerdem haben wir in der ersten Saison im Oberhaus noch viel Lehrgeld bezahlen müssen, viele Spiele haben wir unnötig am Ende wieder hergeschenkt. Daran haben wir vor allem in der Saisonvorbereitung gearbeitet. Mittlerweile sind wir in einigen Bereichen besser geworden, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns, wenn wir oben mitspielen wollen.
Was für Ziele hast du dir individuell und habt ihr euch mit Schenefeld noch gesetzt? Nicht nur auf diese Saison bezogen, sondern auch darüber hinaus. Siehst du dich auf Dauer bei Blau-Weiß?
Langfristig ist es natürlich das Ziel, Schenefeld als einen Playoff-Kandidaten zu etablieren und dabei helfe ich, wo ich kann. Da es aber neben dem Floorball noch eine private Seite gibt, sind Zukunftsfragen immer schwierig zu beantworten. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, bei Blau-Weiß meine letzten Floorball-Jahre zu verbringen.
Letztes Wochenende ging es für euch gegen Chemnitz. Sind die Spiele für dich noch immer etwas wirklich Besonderes oder geht es eher Richtung „business as usual“? Wird nach Toren deinerseits gejubelt oder demütig geschwiegen?
Es ist natürlich immer noch etwas Besonderes, wenn man gegen den Verein spielt, bei dem man das Floorballspielen gelernt hat. Auf dem Platz halte ich mich dann aber nicht zurück, das blende ich komplett aus.
Ich würde ein “Gentlemen’s Agreement“ begrüßen, bei dem pro Team nur noch drei ausländische Spieler dabei sind.
Die „Ausländer-Debatte“ kocht in der deutschen Floorball-Szene immer wieder mal ein bisschen hoch. Dass Wernigerode, Weißenfels und Leipzig viel skandinavisches Spielermaterial rumlaufen haben, ist nichts Neues mehr. Jetzt haben kurz vor der Transfer-Deadline aber beispielsweise auch Holzbüttgen und Chemnitz noch einmal je zwei Spieler aus den großen Floorball-Nationen zur Verstärkung geholt. Wie stehst du dazu? Schenefeld ist aktuell fast das einzige Team ohne ausländische Verstärkungen in der 1. Bundesliga.
Das ist tatsächlich ein schwieriges Thema. Ich glaube, dass uns zu viele ausländische Spieler nicht weiterbringen und die Entwicklung von Floorball in Deutschland sogar eher behindern. Ich persönlich würde ein “Gentlemen’s Agreement“ begrüßen, bei dem pro Team nur noch drei ausländische Spieler dabei sind. Ich habe absolut nichts gegen Verstärkungen aus den skandinavischen Ländern oder Tschechien. Im Gegenteil, von denen kann man eine Menge lernen und wenn diese dann noch in die Vereinsarbeit eingebunden werden, ist das für mich der richtige Weg. Problematisch finde ich es nur, wenn Jugendspieler zu kurz kommen, weil man sich dann doch den sechsten Finnen geholt hat.
Wäre der Unterschied so groß?
Mit einer Begrenzung nach oben werden Vereine, die sich langfristig in der 1. Bundesliga halten wollen, gezwungen auf den Nachwuchs zu setzen und diesen zu fördern. Die meisten Vereine wären nach jetzigem Stand ja eh nicht betroffen, sodass der Umbruch kein gewaltiger wäre. Einmal darüber diskutieren sollte man aber schon.
Zum Schluss ein paar knackige Fragen für knackige Antworten, die Saison biegt auf die Zielgerade ein: Wer wird Pokalsieger, Meister und Topscorer? Welcher Verein steigt ab – oder steigen sogar zwei ab? Wer steigt dagegen auf? Alles einmal durchtippen, bitte.
Weißenfels holt sich den Pokal, aber ich denke die Meisterschaft geht dieses Jahr an den MFBC. Ville Pousi wird Topscorer und außer Lilienthal sehen wir nächste Saison alle wieder. Zusammen mit Schriesheim.
Fotos: BAT Berlin