Vernetztes Floorball

Die Websites der europäischen Topklubs gewinnen an visuellem und technischem Anspruch. Deutlich ist besonders die Tendenz zur Verflechtung. Insbesondere Floorball-Vereine in Schweden und Tschechien bieten ausreichend Inspiration. Deutschland sollte nachziehen.

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Vor einigen Wochen schlug unser Artikel „Digitales Desaster“ mittelhohe Wellen. Die Internetpräsenz von Floorball Deutschland ist mangelhaft, die Verbandskollegen in Schweden, Finnland, Tschechien und in der Schweiz machen es zwar wesentlich besser, sind vom großen Wurf aber auch noch weit entfernt. Deutlich anders verhält es sich bei den Websites der Vereine. Hier sind die deutschen Bundesligisten um einiges besser aufgestellt als ihr Dachverband. Die Vereine der europäischen Topligen haben aber trotzdem Vorsprung – vor allem deshalb, weil ihre Seiten verknüpft sind.

Vernetztes Schweden

Die SSL nutzt eine zentrale Plattform, die allen Teilnehmern der Liga dasselbe Betriebssystem zur Verfügung stellt. Ihre Seiten können die Vereine visuell und inhaltlich individualisieren, sie bleiben sich in der Struktur aber ähnlich – so wie man es von den nordamerikanischen Profiligen NHL oder NBA kennt. Verantwortlich für dieses Projekt ist die Digitalagentur SportsEditing. Zwar sehen viele Vereinsseiten deshalb ähnlich aus (und leider nicht unbedingt auf eine hübsche Weise), sie profitieren aber von einer gemeinsamen Lösung, die nicht nur Kosten senkt, sondern auch Daten und Statistiken teilen lässt, welche sonst jeder Verein für sich aufbereiten müsste.

Wie dies funktioniert, sieht man beispielsweise bei IBF Falun. Alle Vereine teilen dieselbe Kopfzeile, die sie mit den anderen Teilnehmern der Herren- sowie Damen-Liga verknüpft. Darunter befindet sich ein Header mit Navigationsmenü, Vereinswappen und den drei Hauptsponsoren des Verbandes, gefolgt von einer einheitlichen Werbefläche. Der übrige Raum der Website ist in verschiedene Blöcke aufgeteilt und individualisierbar. Jeder Verein kann hier eine Reihe an unterschiedlichen Elementen einbauen und so anordnen wie ihm recht ist.

Bei Falun werden zunächst die eigenen Sponsoren dargestellt, dann kommt der Newsbereich zusammen mit den Ansetzungen der kommenden Spiele. Darunter folgt der größte Vorteil einer solchen Netzwerklösung – der Ergebnisdienst des Verbandes. Den können nämlich alle Seiten so auslesen wie sie möchten. Falun platziert nebeneinander den Newsfeed der SSL, die Tabelle der Herren, die Top10-Scorer sowie die Tabelle der Damenliga. Nach einem weiteren Bannerblock kommen Clips des offiziellen Videodienstes der Liga „SSL Play“ (speziell thematisch gefiltert für Falun-Fans) und eine Social-Media-Wall mit den Facebook-, Instagram- und Twitter-Profilen des Vereins. Dass man das alles sauberer und visuell ansprechender gestalten kann, steht außer Frage. Das Prinzip ist aber der richtige Weg.

Individuelleres Tschechien

Ähnlich aber trotzdem anders funktionieren die Vereine der tschechischen Superliga. Alle von ihnen, so auch FBS Bohemians, sind auf ihren Seiten über ein gemeinsames Modul verknüpft, das eine einheitliche Kopfzeile ausliest. Diese ist dann immer über dem sonst individuellen Inhalt zu sehen und lässt Besucher, wie in Schweden auch, zu anderen Teams weiternavigieren. Auf diese Weise wird die Marke der Liga gestärkt und die Fans können den Wettbewerb besser greifen.

Zwar sind die Vereine darüberhinaus für ihre Seiten selbst verantwortlich, viele von ihnen nutzen für die Gestaltung ihrer Seiten aber dieselben Agenturen – beispielsweise EOS Media. Diese bietet nicht nur einen modularen Baukausten fürs Design der Website an (also eine vorgefertigte Plattform, die mittels verschiedener Elemente individualisiert wird), sondern auch ein angeschlossenes Programm fürs Vereinsmanagement – inkl. Mitgliederverwaltung, Terminplanung u.ä. Neben Bohemians nutzt diese Kombination aus Webdesign und Klub-Administration beispielsweise auch Sokol Pardubice.

Der Dachverband sollte deshalb im Rahmen seiner zukünftigen digitalen Agenda rechtzeitig eine nachhaltige Lösung gemeinsam mit den Vereinen suchen.

Vereine wie Chodov und Mlada Boleslav greifen zwar auf dasselbe Tool fürs Vereinsmanagement zu, lassen die Website aber von einer anderen Agentur betreuen. Das Prager Unternehmen eSports Media bietet ein ähnliches Baukastenprinzip an, arbeitet dabei aber mit freiberuflichen Designern zusammen, die ein höheres Maß an visueller Individualität ermöglichen. Aktuell ist eSports Media in 15 Ländern weltweit vertreten und betreut mit sieben genau die Hälfte aller Teams der Tschechischen Superliga.

Tendenz zu modularem Netzwerk

Deutlich individueller verfahren Vereine in Finnland und in der Schweiz. Insbesondere bei Letzteren variiert das Niveau auch deshalb stark – von „nett“ (Floorball Köniz) bis „miserabel“ (Zug United). Denn hier hat jeder Verein seine eigene Agentur (oder schlimmer, ein Mitglied, das „sowas schon mal gemacht hat“), die jedem Verein auch eine eigene Plattform bastelt – oder gebastelt hat, da viele Seiten technisch veraltet sind. Und genau hier liegt der Kern allen Übels.

Denn die Tendenz geht eindeutig zu geteilten, aber dennoch individualisierbaren Plattformen. Diese werden von einer spezialisierten Agentur aufgesetzt und dauerthaft betreut und aktualisiert. Auf diese Weise bleiben alle Vereine technisch auf dem neuesten Stand ohne dass bei jedem ein eigener Programmierer ran muss. Eine solche Lösung ist nicht nur effizienter und somit kostengünstiger, sondern ermöglicht außerdem das gemeinsame Nutzen ausgewählter Datensätze – Ergebnisse, Tabellen, Kader, Scorerlisten etc.

In Deutschland greifen die meisten Vereine noch auf kostenlose CMS-Plattformen zu – wie WordPress oder Joomla. Wenn kompetent umgesetzt (optimal mit einigen kostenpflichtigen Extras), funktioniert dies auch über eine längere Dauer recht gut. Eine derart funktionale Website individuell von einer Agentur programmieren zu lassen, würde mehrere tausend Euro verschlingen. Eine Vernetzung innerhalb der Liga ist so aber fast unmöglich.

Der Dachverband sollte deshalb im Rahmen seiner zukünftigen digitalen Agenda rechtzeitig eine nachhaltige Lösung gemeinsam mit den Vereinen suchen. Es sollte dabei Ziel sein, vermutlich zusammen mit einer Agentur, eine digitale Plattform zu bauen, die den Vereinen ausreichend Mittel zur Individualisierung belässt, gleichzeitig aber eine gemeinsame Datenstruktur bietet. Ein solcher Weg würde nicht nur die Webseiten der Vereine professionalisieren, sondern könnte auch dabei helfen, die Vermarktung der Ligen deutlich attraktiver zu machen.