Großherzig, freundlich, manchmal geistig verwirrt. Schlucki, das Maskottchen der Chemnitzer Final4-Events, war mehr als nur ein verschwitzter Mittzwanziger im gelben Overall. Schlucki war ein Held. Eine Botschaft. Ein Schluck Bier auf zwei Beinen.
Die größte Fehlleistung unserer jüngsten Magazin-Geschichte war mit Nichten das Verwechseln von Ludwigsburg mit Ludwigshafen. Tut uns leid. Aber mal ehrlich. Ludwig hier, Ludwig da. Irgendein Feld, irgendeine Burg, irgendeinen Hafen hat der Typ überall markiert. Nein, ein anderes Versäumnis wiegt viel schwerer. In unserem Artikel über Floorball-Maskottchen haben wir eine absolute Legende vergessen. Den größten Pokalhelden der deutschen Floorball-Geschichte. Schlucki.
Bei den Final4-Events in Chemnitz begeisterte er Groß und Klein. Eher Groß. Er kam immer herzlich daher, vielleicht etwas dümmlich, aber immer schäumend, frisch und gelb. Ein Schluck Bier auf zwei Beinen. Dem Einen oder Anderen mag das etwas platt gewesen sein. Aber nicht uns. Denn Schlucki war viel mehr als ein Maskottchen. Er war ein Gefühl. Eine Meinung. Schlucki war die proletarische Faust in der hässliche Fratze des geldversifften Sportkommerzes.
Gewiss, als Angestellter der Sternburg-Brauerei war er mit Sicherheit auch Diener des Kapitalismus, stand zwischen den Fronten. In seinem Herzen und insbesondere in seinem gut gekühlten roten Rucksack trug er aber nur Freude für den kleinen Mann und die kleine Frau mit sich. Dieser rote Rucksack. Rot wie das Blut, rot wie die Revolution.
War Schlucki ein Lustknabe der Bierindustrie? Vielleicht. War er Alkoholiker? Absolut. Aber er war auch viel mehr als das. Er hat das Final4-Event am Boden gehalten, hat uns daran erinnern, worum es im Sport wirklich geht. Dafür musste er nicht reden. Denn sein (meist etwas abwesender) Blick verriet alles. „Egal wie viele Sponsoren ihr bekommt. Egal wie viele Zuschauer durch die Halle grölen. Egal welcher Fernsehsender berichtet. Eines Tages sind wir alle tot.“
Schlucki, du fehlst.
Foto: Sascha Reich