Dritter Bröker wechselt nach Berlin

Eine kuriose Meldung, die man mitten im Playoff-Kampf nicht glauben mag. Helge Bröker, älterer Bruder der Lilienthaler Topscorer Janos und Niklas, heuert beim Bundesligisten BAT Berlin an. Noch kurioser als die Meldung selbst ist Brökers tragische Lebensgeschichte. „Er war der Talentierte von uns“, kommentiert sein Bruder Janos.

AAACH, IHR GLAUBT AUCH ALLES… (APRIL-SCHERZ-ARTIKEL)

Bröker hier, Bröker da. Die gefürchteten Knipser holten im März mit Lilienthal den Cup, nach dem Sieg im ersten Playoff-Halbfinale gegen Weißenfels dürfen sie nun auch vom Meistertitel träumen. Bröker, Bröker, Bröker. Doch eigentlich hätte alles anders kommen müssen. Sabotage. Brudermord. Das volle Programm.

Janos, Niklas und der bislang unbekannte Helge Bröker wachsen in Bonn-Enderich auf. Ein hartes Pflaster. Prostitution, Drogenhandel, Menschenschmuggel. Doch von alldem Elend sollen seine Brüder nichts mitbekommen. Helge Bröker passt auf seine jüngeren Geschwister auf, liest ihnen abends vor, meldet sie beim Sportverein an.

Aber die Bröker-Brüder machen Stress. Es geht um Street Cred. Sie nennen sich „Brösis“ und fliegen schrittweise aus allen Abteilungen, erst aus dem Fußballteam, dann aus der Schwimmgruppe und am Ende auch aus der Buchstabiermannschaft.

„Wir haben damals ziemlich viel Mist verzapft“, erinnert sich Janos Bröker, „aber Helge hat uns immer aus dem Dreck geholt, hat für uns immer die Kugeln abgefangen. Keine Ahnung, wie wir ihm das nur antun konnten.“

Als Niklas und Janos elf Jahre alt sind, ist Helge zwölf. Der letzte Versuch. Die verruchte Floorball-Abteilung. Man kennt sich von der Theke im Fronhof. Damit diesmal nichts schiefgeht, spielt Helge Bröker mit. Das seltsame Herumgehacke macht seinen zwei jüngeren Brüdern aber Spaß und sie gehören früh zu den besten Spielern im Team.

Nur einer stiehlt ihnen die Show. Ihr Bruder Helge. Er ist etwas schlaksiger als seine Geschwister, schneller auch, und vor allem treffsicherer. Im Training jagt Helge einen Ball nach dem anderen in die Maschen. Die Trainer drängen, aber er will nicht antreten. Seine Brüder sollen den Vorzug erhalten.

„Keine Ahnung, wie wir ihm das nur antun konnten.“

Irgendwann kommt aber das Ultimatum. Entweder Helge spielt oder er muss die Abteilung verlassen. Nur trainieren? Gibt’s nicht. Helge denkt an seine Brüder und gibt nach. An einem Samstag im Oktober dann das erste gemeinsame Spiel. Doch als Helge in der Halle ankommt und seinen Toolbag öffnet, will er seinen Augen nicht trauen.

„Wir haben seine Schläger im Fronhof für ’nen Halven Hahn eingetauscht“, gesteht Niklas Bröker. „Statt dessen haben wir ihm zwei abgesegte Besenstiele in die Tasche gepackt. Hätten wir aber nicht tun sollen.“

Helge ist sofort klar, was Sache ist. Als ihm andere Mitspieler ihre Schläger leihen wollen, lehnt er ab. Der Verrat hat ihm das Herz gebrochen. Die Trainer denken, er habe seine Schläger mit Absicht zuhause gelassen. Das war’s. Helge ist raus. Aus dem Verein, aus der Familie, aus Bonn.

„Das war das letzte Mal, dass wir ihn gesehen haben“, erzählt Janos Bröker. „Das muss gute dreizehn, vierzehn Jahre her sein. Was er in der Zwischenzeit gemacht hat? Keine Ahnung.“

Helge Bröker will sich zu seiner Vergangenheit nicht äußern. Gerüchten zufolge soll er in einer guatemalischen Werft gearbeitet und dort eine professionelle Kampfhahn-Liga veranstaltet haben. Helge bestreitet diese Informationen mit tiefer, rostiger Stimme: „Nö, war Mexiko“.

Auf die Frage, ob er nach den Jahren überhaupt noch Floorball spielen könne, antwortet er ausweichend. „Solche Dinge interessieren die in Berlin nicht.“ Er redet langsam, spuckt einen Schleimklumpen aufs Parkett. „Mich aber auch nicht. Hab noch ’ne Rechnung offen. Für ’nen Halven Hahn.“