Bonn ist zurück in Liga eins. Zweimal folgte dem Aufstieg gleich der direkte Abstieg. Das soll diesmal anders werden. Kapitän Lutz Ackermann über seinen Last-Minute-Treffer gegen Schenefeld und die Ambitionen der Dragons.
Floorballmag: Lutz, Bonn ist zurück in der 1. Bundesliga, nach vier Jahren Pause. Herzlichen Glückwunsch! Warum gehört ihr dort hin?
Lutz Ackermann: Vielen Dank! Es tut sich wieder etwas in Bonn. Nach dem Bundesligaabstieg 2015 und dem letzten Jugendtitel 2017 ist unsere Entwicklung etwas ins Stocken geraten. Zum Saisonbeginn hat dann das Trainerteam um den aus der Schweiz zurückgekehrten Florian Weißkirchen, Mathis Janesch und Lukas Lüke das Kommando bei den Herren übernommen. Und auch im Damen-, Jugend- und Vorstandsbereich ist frischer Wind zu spüren. Ich freue mich sehr für die drei, dass ihre Arbeit mit dem jungen Bonner Team so kurzfristig belohnt wurde. Das hat Signalwirkung und ist ein Motivationsschub für den gesamten Verein.
In der Serie gegen Schriesheim wart ihr oft am Drücker, konntet eure Führung aber nie über die Runden bringen. Worin war der Gegner besser?
Ich glaube gegen die erste Schriesheimer Reihe tun sich auch die gestandenen Bundesligisten schwer. Ärgerlich ist aber, dass wir im ersten Spiel genau die Fehler gemacht haben, auf die wir bei der Analyse des Gegners hingewiesen haben, und im zweiten Spiel zu Beginn des letzten Drittels komplett eingebrochen sind. Da haben uns sicherlich auch ein wenig Cleverness und Erfahrung gefehlt.
Gegen Schenefeld wart ihr hingegen die aktivere Mannschaft, hattet das Hinspiel auswärts gewonnen. Warum musste es zuhause trotzdem so spannend werden?
Am vergangenen Wochenende haben wir definitiv nicht unsere beste Leistung gezeigt. Samstag waren wir im Kopf vielleicht schon einen Schritt zu weit, Sonntag nervös, weil wir nach einem Jahr harter Arbeit vielleicht am Ende doch noch mit leeren Händen dastehen könnten. Das hat sich negativ auf unsere Torgefahr und Effektivität ausgewirkt. Am Ende zählt aber natürlich nur der Aufstieg.
46 Sekunden war Schenefeld vom Klassenerhalt getrennt. Dann standest du plötzlich alleine vorm gegnerischen Kasten. Wie hast du diese Situation erlebt?
Genau kann ich mich nur noch auf den kurzen Moment der freien Passbahn zwischen Floppo (Florian Weißkirchen, d. Red.) und mir erinnern. Er hatte die Lücke natürlich schon gesehen und mir perfekt vorgelegt. Ich habe dann ehrlich gesagt nur blind draufgehämmert und gehofft, dass der Ball irgendwie im Netz zappelt.
Dann Verlängerung und das Golden Goal, der Aufstieg perfekt. Welche Hausaufgaben nehmt ihr in die Sommerpause mit, um in der kommenden Saison die Klasse halten zu können? Oder denkst du, es ist sogar noch mehr drin?
Unsere Ergebnisse aus dem Pokal zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Natürlich muss für die nächste Saison aber noch eine Leistungssteigerung in allen Bereichen her. Wir werden die nächsten freien Wochen nutzen, um uns einen genauen Fahrplan für den Sommer zu überlegen und um unser Spiel an unsere neue Rolle eine Etage höher anzupassen. Nach zwei direkten Abstiegen in der Vergangenheit wollen wir diesen natürlich vermeiden und uns im Oberhaus festsetzen.
Beim Hinspiel in Schenefeld wart ihr nur elf Feldspieler – das bei einem der wichtigsten Spiele der Saison. Wird der Kader kommendes Jahr breit genug sein?
Wir haben die gesamte Saison immer nur mit zwei Reihen gespielt – ein Konzept, was wir auch weiterhin fortsetzen werden. Bis auf zwei bis drei Spieler waren wir aber in Topbesetzung in Schenefeld. Der harte – in meinen Augen bundesligataugliche Kern – wird auch weiterhin dabei sein. Eine Ergänzung mit nachrückenden Spielern, etwa aus der Jugend, oder anderen Zugängen wäre mit Blick auf die höheren Anforderungen in Liga eins aber wünschenswert.
Jan Kolisko war ein sehr wichtiger Spieler diese Saison. Er, Florian Weißkirchen und Safak Temel bildeten einen enorm produktiven Offensivblock. Wenn er kommendes Jahr nicht mehr dabei ist, welche Zugänge werden benötigt?
Jans Auslandsjahr war natürlich ein Glücksfall für uns. Ein Hochkaräter auf dem Feld und daneben ein richtig guter Kumpel. Er wird nächste Saison aber definitiv in die erste tschechische Liga zurückkehren. Diese Lücke könnte mit den bis zu vier Bonner Eigengewächsen natürlich mehr als geschlossen werden.
Wie wahrscheinlich ist die Rückkehr der Brökers?
Soweit ich die Gerüchteküche nach Lilienthals Rückzug mitbekommen habe, war unser Aufstieg Bedingung Nummer eins. Die weiteren Gespräche übernimmt der Vorstand. Eine Rückkehr würden wir uns natürlich alle toll finden.
Die Rückkehr Bonns ins Rampenlicht der 1. Bundesliga ist auch irgendwie die deine. In den vergangenen Jahren ist es um dich als ehemaligen Nationalspieler etwas still geworden. Ist der Aufstieg auch ein bisschen dein eigenes Comeback?
Wir freuen uns alle darauf, uns endlich wieder auf Erstliganiveau messen zu können. Ich bin sehr gespannt, wo wir dann im September stehen werden. Ich mag meine aktuelle Rolle als Kapitän und sehe mich da auch weiterhin nicht im Rampenlicht. Für mich zählt daher nur die Mannschaft, der Verein im Ganzen und dass wir als Team unser Saisonziel erreicht haben.
Fotos: Florian Büchting