Das neue Rudel

In etwa denselben Tagen, in denen sich die Lilienthaler Wölfe schrittweise von der bundesweiten Floorball-Szene verabschiedeten, machte ein neues Wolfsrudel seinen Aufstieg in die 2. Bundesliga klar. Verdient und lange fällig. Eine Ansage aus Dessau.

In seiner über 20-jährigen Geschichte hat der Dessauer Floorballsport seine Höhen und Tiefen erlebt. Aktuell erleben die Black Wolves aber einen euphorischen Aufschwung, der sie weit, sehr weit tragen könnte.

Gestartet war er zu Beginn dieses Jahrzehnts, als der zuvor abgemeldete Herrenkader wieder in einem Kleinfeld-Spielbetrieb antrat, und vor allem als 2012 die ersten Jugendteams im U13- und U15-Bereich aufliefen. Diese begründeten eine neue Generation, die man in Dessau gerne als „goldene“ bezeichnet.

Goldene Generation

Übertrieben ist dieses strapazierte Anhängsel ausnahmsweise nicht. Nur fünf Jahre später feierte man bei der U17-DM in Schriesheim die Deutsche Meisterschaft. Zwar noch auf dem Kleinfeld, der Titel war aber eine unüberhörbare Ansage an die Region und darüber hinaus. Mehrere Spieler fanden umgehend den Weg in die deutschen Auswahlteams. Das vermutlich bekannteste Gesicht darunter – Jeremy Beil.

Von etablierten Bundesligisten umworben (angeblich sogar mit finanziellen Angeboten), blieb der knapp 19-jährige Beil den Wolves dennoch treu. Das Interesse an ihm ist verständlich. Ein komplettes Talent – schlaksig, wendig, technisch präzise und ungemein torgefährlich, belegt auch durch nackte Zahlen: in der Regionalliga sammelte Beil in der vergangenen Saion 33 Tore und 35 Vorlagen in 15 Spielen. In den entscheidenden beiden Relegationspartien, legte er weitere fünf Tore und fünf Vorlagen nach.

Rascher Aufstieg

In der ersten Großfeldsaison 2016/2017 gelang den Wölfen auf Anhieb der Aufstieg von der Verbandsliga in die Regionalliga. Hier scheiterte man nach einer guten Saisonleistung 2018 noch knapp in der Relegation im Kampf um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Den holte man aber dieses Jahr nach.

Jeremy Beil mit Zug zum Tor (m.l.). / Foto: Black Wolves Dessau

In der Qualifikation zur Regionalliga-Meisterschaft gaben sich die Black Wolves zunächst keine Blöße. 23:1 fertigte man die Berliner vom SSV Rapid ab. In der Aufstiegsrunde – Modus mit drei Teams, die jeweils einmal untereinander die Kräfte messen – wurde es dann aber doch kurz spannend.

Die Sportvereinigung Feuerbach besiegte Dessau vor heimischem Publikum noch deutlich mit 8:1. Gegen den SC Potsdam gaben die Wölfe aber eine 0:4-Führung aus der Hand, legten beim Zwischenstand von 5:5 aber drei Treffer nach und feierten den endgültigen Aufstieg in die 2. Bundesliga.

„Grundlagen für lange Saison“

Seinen Anspruch auch eine bundesweite Rolle zu spielen, unterstrich Dessau mit der Austragung des Final4 2017. Auch die Kommunikation des Vereins etwa in digitalen Medien dürfte die meiste Zweitligakonkurrenz ausstechen können. Ob es auch sportlich gelingt, wird die kommende Saison beweisen.

Teammanager Sascha Marquard weiß, wie schwierig so etwas mit einem jungen Kader sein kann. „Gerade in der Sommervorbereitung wollen wir uns noch sehr steigern“, sagt er. „Wir haben noch sehr viel Potenzial im athletischen Bereich. Hier müssen wir im Sommer die Grundlagen für eine lange Saison legen.“

Für die Herren der Black Wolves gilt es zuerst einmal die Klasse zu halten, heißt es aus Kreisen der Teamleitung. Die ersten Spieler sollen aber schon ganz vage von einem erneuten Aufstieg in den kommenden Jahren träumen. Die Konkurrenz wird etwas dagegen haben.

Neue Aufmerksamkeit

„In der zweiten Liga erwarten wir diese Saison den SC DHfK Leipzig und den USV Halle Saalebiber ganz oben“, meint Marquard. Rennsteig werde je nach Verpflichtungen eine Wundertüte sein. „Die anderen Teams sehe ich auf einem Niveau. Für uns ist es wichtig schnell in die Liga hineinzukommen und möglichst viele Punkte zu sammeln.“ Ziel sei der Klassenerhalt, im Optimalfall auch ohne Relegation. Dafür müsse man zwei Teams hinter sich lassen.

In der kommenden Saison werden die Black Wolves Dessaus einzige Herrenmannschaft sein, die in einem Mannschaftssport zweitklassig spielt. Das könnte die Zuschauerzahlen nach oben treiben und für Aufmerksamkeit sorgen. Letzteres ist dem neuen Rudel seitens der deutschen Floorball-Szene gewiss.