Das U17-DM-Finale im Kleinfeld war ein mitreißender Floorball-Krimi. Eigentlich eine schöne Sache. Dass die Schiedsrichter Vereinsmitglieder der siegreichen Red Hocks waren, sorgte aber für Irritationen. Geht’s auch anders?
Mit 4:9 lag Donau Floorball Nordheim / Ingolstadt im Endspiel zurück, pirschte sich noch auf 8:9 heran. Als 70 Sekunden vor Spielende Nils Sedelmeier in Richtung Strafbank geschickt wurde, war die Aufholjagd aber vorbei. Kaufering chauffierte die Führung ins Ziel und feierte den Deutschen U17-Titel.
Leider hatte das Finale aber ein unglückliches Vorspiel. Und nun ein ebenso unglückliches Nachspiel, unter anderem in einem Artikel der Augsburger Allgemeinen sowie in den Reihen des unterlegenen Gegners. Die RSK hatte für die letzte Partie nämlich das Schiri-Paar Christoph Huber und Kevin Keß nominiert, Vereinsmitglieder der Red Hocks Kaufering. Nordheim / Ingolstadt monierte die Ansetzung, aber sie blieb bestehen.
RSK-Leiter Tim Galetzka erklärte nun, wie es dazu kam. Da es in Bayern grundsätzlich zu wenige N-Schiedsrichter gebe, ist die Situation dort immer relativ angespannt. Anfragen nach Landesverbandsschiedsrichtern, um die DM „neutral“ zu besetzen, habe es gegeben – jedoch ohne Erfolg. Schiedsrichter aus anderen Regionen hätten wiederum Fahrtkosten von gut 400 € verursacht. Hinzu kämen noch Kosten für Lizenzentschädigung und Übernachtungen. Laut Galetzka unverhältnismäßig und unrealistisch, da außerdem kaum ein Schiedsrichterpaar ein ganzes Wochenende so opfern würde.
Im Finale habe man schlussendlich die Möglichkeit gehabt, entweder ein Paar aus Ingolstadt oder eines aus Kaufering pfeifen zu lassen. Letzterem habe man aufgrund seiner Erfahrung eher zugetraut, das Spiel optimal leiten zu können. Das kleinste Übel also.
Könnten in derartigen Sondersituationen aber nicht kombinierte Paare angesetzt werden, mit jeweils einem Vertreter beider Teams? In anderen Sportarten eine übliche Lösung. Galetzka hält eine solche Lösung nicht für angebracht: „Da die Paare sich ja auf eine Leistung und Linie zusammenlegen. Dies mit einer ‚fremden Person‘ in einem Finale zu probieren, hielten wir für zu gewagt.“
Damit sich eine solche Situation nicht wiederholt, werde man bei den anstehenden N-Kursen aber auch diese Lösung diskutieren. Außerdem wäre es hilfreich, wenn nicht am selben Wochenende zwei DM-Events im Süden stattfänden – sofern unter den vorherrschenden Umständen möglich.
Wer Christoph Huber und Kevin Keß kennt, wird sich kaum vorstellen können, dass sie etwas anderes zum Ziel hatten, als die bestmögliche Schiedsrichterleistung abzuliefern. Die resultierenden, vermeidbaren Diskussionen hat aber niemand verdient. Am wenigsten die Spieler selbst. Ein unnötiges Geschmäckle.
Foto: Red Hocks / Martin Finkenzeller