Diese Woche stellte Floorball Deutschland seinen neuen Sportdirektor vor. Das Floorballmag im Gespräch mit Fredrik Ljungström über einen einheitlichen Trainerstandard, die Auswahl des Bundestrainers sowie die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft in der Bundesliga.
Floorballmag: Fredrik, erzähl uns erstmal von deinem Background. Was hat dich zum Floorball gebracht?
Fredrik Ljungström: Ich habe in meiner Jugend viele Jahre Eishockey gespielt und als Schwede bin ich natürlich auch sehr früh mit Floorball in Kontakt gekommen. Nach fünfzehn Jahren Triathlon hatte ich jetzt wieder Lust auf einen Mannschaftssport und spiele seit letztem Jahr in einer Münchner Hobby-Mannschaft.
Wie kam es dazu, dass du nun Sportdirektor geworden bist? Wie lief der Prozess ab?
Ich habe früher als Manager von Profitriathleten gearbeitet, beispielsweise von Ironman-Weltmeister Patrick Lange. Anfang 2018 habe ich mich mit einer eigenen Vertriebs- und Marketingagentur dann selbständig gemacht. Seit Oktober letzten Jahres habe ich Moritz Moersch als Leistungsportreferent unterstützt. Nach seinem Weggang als Sportdirektor habe ich einige seiner Aufgaben kommissarisch übernommen und Anfang August bot der Vorstand von Floorball Deutschland mir an, die Position des Sportdirektors zu übernehmen.
Welche Aufgaben werden speziell auf deinem Tisch liegen? Wie wird die Arbeitsstruktur um dich herum aussehen?
Am Anfang wird mein Hauptaugenmerk auf der Arbeit mit den Nationalmannschaften und bei der Trainerausbildung liegen. Letzteres ist ein wichtiger Punkt und muss schnell vorangetrieben werden. Ich werde hier eng mit dem Vorstand zusammenarbeiten, um die Aufgaben bei Bedarf anzupassen. Alle anderen Arbeitsstrukturen werden derzeit erarbeitet.
Welche Herausforderungen siehst du als besonders dringend an?
Am wichtigsten ist es, jetzt erstmal die Lehrgänge der kommenden Monate zu organisieren und alles für anstehende Damen-WM vorzubereiten.
Der Posten des Bundestrainers ist aktuell eine besonders unangenehme Baustelle. Der Vertrag mit Remo Hubacher ist ausgelaufen, das Team wartet darauf, dass es weitergeht.
Wir sind hier gerade, hoffentlich, in den letzten Zügen der Planung, um in dem kommenden Tagen einen Bundestrainer und ein Team um ihn herum bekanntgeben zu können. Auch wenn wir hier keine Zeit zu verlieren haben, ist es uns sehr wichtig eine gute und langfristige Lösung zu finden.
Hat die Damen-Kategorie grundsätzlich andere Herausforderungen?
Bei den Damen läuft soweit alles sehr gut. Simon Brechbühler hat sein Team schon gut auf die WM vorbereitet, so dass ich sehr positiv gestimmt bin, dass es ein gutes Turnier werden wird. Jetzt geht es um den organisatorischen Feinschliff.
Das Thema Trainerausbildung wird vermutlich eine wichtige Rolle spielen. Bei dieser hatte zuletzt Philipp Lehmann als Ausbildungsreferent umfassende Zuarbeit geleistet. Wie soll das Thema fortgeführt werden?
Das Thema Trainerausbildung gehört sicher zu den wichtigsten Themen, um den Sport bundesweit weiterzuentwickeln. Hier hat Philipp eine gute Vorarbeit geleistet, die wir jetzt im Team umsetzten werden, um sehr zeitnah die ersten Trainer ausbilden zu können. Das mittelfristige Ziel ist es, deutschlandweit einen einheitlichen Trainerstandard anbieten zu können. Nur so können wir Floorball in Deutschland weiter entwickeln.
Dieses Jahr erlebt die Bundesliga eine regelrechte Transferflut von außen. Siehst du das eher positiv, weil Know-How und Spielqualität importiert werden, oder muss etwas dagegen getan werden, weil jene Teams, die nur auf den eigenen Nachwuchs setzen, praktisch keine Titelchancen mehr haben?
Das ist natürlich ein zweischneidiges Thema. Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass es für die junge Spieler Motivation ist, mit und gegen gute Spieler aus dem Ausland zu spielen. Ich bin davon überzeugt, dass man nur wachsen kann, wenn man immer wieder vor Herausforderungen gestellt wird, egal ob es jetzt um den Platz in der Mannschaft geht oder darum, gegen einen guten Gegner zu bestehen. Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass es in der Bundesliga zu einer Zweiklassengesellschaft kommt. Hier sehe ich die Verantwortung bei den Vereinen und Trainern, jungen Spielern die Chance zu geben, sich zu entwickeln und genug Spielzeit zu bekommen.
Langfristig gesehen, bei welchen Aufgaben hat der deutsche Floorballsport die größten Potenziale? Was sind Themen, die insbesondere im sportlichen Vergleich mit den Topnationen am Wichtigsten sind?
Unser Ziel ist es, so dicht wie möglich zu den Topnationen aufzuschließen. Nur so bekommt Floorball in Deutschland ein breiteres öffentliches Interesse. Um dies zu erreichen, sind wir wieder beim Thema Trainerausbildung. Wir wollen möglichst viele Kinder und Jugendliche an Floorball heranführen. Je mehr junge Spieler wir haben, desto breiter wird auch die Spitze an deutschen Spielern sein, aus denen die Nationaltrainer auswählen können. Hier sehe ich derzeit neben den finanziellen Defiziten die größten Unterschiede zu den vier Topnationen.
Foto: IFF (1), privat (2)