Bundesliga Power Ranking Saison 2019/2020

Höchstwahrscheinlich wird der Bundesliga eine langweilige Doppelspitze erspart bleiben. Der Transferwahnsinn dieses Sommers macht’s möglich. Wir lehnen uns mal ganz weit aus dem Fenster und wagen eine absolut wasserdichte Prognose für die neue Saison.

1. MFBC Leipzig (Titelquote 2:1)

Der Titelverteidiger wird in der kommenden Saison nicht nur vom Reifeprozess seiner jüngeren Spieler profitieren. Mit dem Zugang von Samuli Granlund, mit 36 Toren Torschützenkönig der vergangenen Saison, rüstete Leipzig seine ohne hin schon brutale Offensive weiter auf. 175 Tore, also knapp 10 Treffer pro Spiel, verbuchte der MFBC in der vergangenen Ligaphase. Neben einem Sieg beim eher mittelmäßig besetzten Potsdam Cup, kann Leipzig einen fünften Platz beim Sparkassen Cup vorweisen – darin enthalten aber Siege gegen die deutsche Konkurrenz aus Weißenfels (7:3) und Wernigerode (5:3). Meistertrainer Mattias Persson könnte auf der Bank zwar fehlen, da sein Kollege Tommi Uosukainen bleibt, muss man sich um Kontinuität in der Messestadt keine Sorgen machen.

2. UHC Weissenfels (3:1)

Nicht nur, dass Weißenfels in der vergangenen Saison keinen Titel holen konnte, entscheidende Spiele in den Playoffs und im Cup wirkten oft ideenlos und zögerlich. Der Hunger nach Wiedergutmachung dürfte also riesig sein. Der Verlust von Topscorer Anssi Soini mag zwar bitter wirken, er könnte die Mannschaft aber zu einer neuen Eigenständigkeit zwingen. Mit Matthias Siede dürfte nach einer langen Verletzungspause ein wichtiger Schlüsselspieler ins Team zurückkehren. Außerdem wechselt Jonas Hoffmann nun doch nicht in die Schweiz und mit Valtteri Pajunen (Salibandyseura Vaasa) und Niklas Laurila (Esport Oilers) kann das Team auf leistungsstarke Neuverpflichtungen zählen. Den vielleicht größten Unterschied könnte am Ende aber Ilkka Kittilä ausmachen. Mit dem Finnen wird die Mannschaft endlich wieder von einem spielerisch selbst nicht aktiven Übungsleiter angeführt.

3. DJK Holzbüttgen (4:1)

Die Rolle des ambitionierten Meisterjägers dürfte dieses Jahr Holzbüttgen zufallen. Die Kaarster waren der mit Abstand größte Profiteur von Lilienthals Bundesliga-Abschied und ihr Kader ist kaum wiederzuerkennen. Mit Niklas und Janos Bröker, Max Spöhle, Torben Kleinhans sowie Trainer Jesse Backmann hat man fast einen ganzen Block aus hochtalentierten Ex-Wölfen geerbt. Hinzu kommen mit Matej Vaculciak (Tatran Stresovice, cze) und Samu Pietilä (NST-Lappeenranta ry, fin) erfahrene ausländische Akteure nach Holzbüttgen. Zusammen mit dem bestehenden Kader dürften die Adler damit einen der drei Hauptfavoriten auf den Titel stellen. Die beschriebene Spielerflut von außerhalb dürfte am Ende aber auch gleichzeitig die größte Herausforderung darstellen. Gelingt es Holzbüttgen ein eingespieltes Team zu bauen, ist alles möglich.

4. Red Devils Wernigerode (5:1)

Nach eher mäßigen Saisons mit zuletzt recht blutleeren Auftritten schien Wernigerode einen gesunden Reinigungsprozess anzupeilen. Nach dem Abschied seiner ausländischen Leistungsträger hätten die Zugänge der Schweden Linus Nilsson und Philip Andersson den Kader stabilisiert und trotzdem mehr Verantwortung den eigenen Talenten überlassen. Doch scheinbar werden die Red Devils auch dieses Jahr wieder ordentlich aufrüsten. Insgesamt könnten doch wieder fünf Skandinavier in den Harz ziehen, aktuell soll der Verein nämlich mit drei weiteren Finnen verhandeln. Kommen tatsächlich auch diese Transfers hinzu, wird man in Wernigerode nicht nur um die Playoffs kämpfen, sondern wie in den Vorjahren wieder dem Meisterhenkel nachjagen.

5. Floor Fighters Chemnitz (10:1)

Tatsächlich haben sich die Floor Fighters in den vergangenen Jahren irgendwie zum ewigen Talent entwickelt, quasi zum Lars Ricken des deutschen Floorballs. Auf diesen Titel, samt der damit verbundenen Relegationsspiele, hat dieses Jahr aber niemand mehr Lust. Mit Jarmo Lepistö (FC-Tuusula Ry, fin), Jani Kiljander (Blackbirds United ry, fin), Juho Kivinen und Max Syrjälä (beide M-Team, fin) holte man gleich ein ganzes Quartett an finnischen Verstärkungsspielern. Mit Gustav Peters (HC Rychenberg Winterthur, ch) kehrt außerdem ein heimisches Talent zurück. Können die eigenen Leistungsträger um Langenstraß und Bonifacio an ihre Leistungen aus der Vorsaison anschließen, werden die Floor Fighters zumindest nach Medaillen schielen. Die Playoffs sind aber auf jeden Fall Pflicht.

Titelkonkurrenten? Leipzig gegen Holzbüttgen.

6. ETV Piranhhas Hamburg (15:1)

Die sympathischen Auftritte der vergangenen Saison lassen in Hamburg auch 2019/2020 auf die Playoffs hoffen. Der junge Kader wird weiter reifen können, die Zugänge weiterer Talente, etwa von Jakob Bohls oder Tjorven Dethlefsen (beide Schweiz), dürften der Mannschaft noch mehr defensive Stabilität bescheren. Der Abschied von Nationaltorhüter Mike Dietz könnte insbesondere in wichtigen Playoff- oder Cup-Spielen schmerzen, andererseits wird der 19-Jährige Jussi Kursula pünktlich Verantwortung übernehmen können. Sollte der junge Kader von Johan Nilsson und Mathis Wittneben weiter geduldig bleiben und sich nicht von Niederlagen gegen die transferfreudige Konkurrenz entmutigen lassen, wird man auch diese Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen. Ob das aber auch eine bessere Platzierung bedeutet, ist ungewiss.

7. Berlin Rockets (20:1)

Obwohl man in Berlin die Abteilung umstrukturiert hat und nun sogar unter einem neuen Namen aufläuft, setzt man in der Kaderplanung (vielleicht notgedrungen) weiter auf Konstanz. Der letzte schlagkräftige internationale Transfer liegt bereits mehrere Jahre zurück. Neben der Rückkehr zweier Reisenden (Tim Lemke und Jonas Bestgen) stoßen nur Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zur ersten Mannschaft hinzu. Auch sollen die Ü35-Veteranen Christian Keil, Marek Brincil und Jan Kratochvil wieder etwas mehr auf dem Platz aushelfen und für Erfahrung sorgen. Mit Ex-Bundesligaspieler Tim Hahmann kommt außerdem ein nicht selbst spielender Coach ans Ruder. Obwohl es dem Kader bislang an torgefährlichen Offensivkräften mangelt, wenn eine stabile und regelmäßige Aufstellung gelingt, könnten die Rockets wieder um den Strich kämpfen.

8. TV Schriesheim (30:1)

Das größte Überraschungsei dürfte Aufsteiger Schriesheim darstellen. Noch nie dominierte ein Verein die zweithöchste Spielklasse so deutlich wie der TV in der vergangenen Saison. Alex und Nicolas Burmeister sowie Felix Künnecke werden als Einzelkönner auch in der Königsklasse zu den besten Stürmern der Liga gehören. Tatsächlich taten sie das aber schon vor zwei Jahren als der Verein am Ende abstieg. Sollte das Team taktisch sowie mental gereift sein, kann man in der kommenden Saison durchaus an die Playoffs denken. Ein weiterer Vorteil der Baden-Württemberger bleiben die Heimspiele, die Gegner nicht nur mit einer weiten Anreise, sondern auch mit einem mittlerweile berüchtigten Hallenboden herausfordern.

9. Red Hocks Kaufering (50:1)

Eigentlich war ein vorläufiges Karriereende von Kapitän Max Falkenberger bereits beschlossene Sache. Dem neuen Kauferinger Trainerstab war es im Sommer dann gelungen, ihn doch noch von einer weiteren Saison zu überzeugen. Eine Schulter-OP sowie eine Knieverletzung machen einen regelmäßigen Einsatz Falkenbergers nun aber wieder unwahrscheinlich. Obwohl die Formkurve der Red Hocks zum Saisonende hin nach oben zeigte und auch die Qualität der jungen Spieler, angeführt von Topscorer Ricardo Wipfler, weiter wachsen sollte, werden die Playoffs vermutlich auch dieses Jahr außer Reichweite bleiben.

10. Dragons Bonn (100:1)

Bonns Überraschungssieg beim Renew Cup ließ aufhorchen. Der kompakte und mit wenigen Ausnahmen noch unerfahrene Kader dürfte für die Dragons aber über die Dauer der Saison hinweg ein Problem darstellen. Hinzu kommen die gefährliche Abhängigkeit von Topscorer Weißkirchen (war 18/19 an 50 % alle Bonner Ligatore beteiligt), der mit Jan Kolisko noch dazu seinen wichtigsten Adjutanten verloren hat, und ein mäßig besetzter Torwartposten. Bonns Trümpfe dürften sein Kollektiv und die auch geografisch bedingte Heimstärke sein. Gelingt es den Dragons diese auszuspielen, könnte man allerspätestens in den Relegationsspielen die Klasse sichern und anders als in der Vergangenheit den direkten Wiederabstieg vermeiden.

Fotos: Floor Fighters Chemnitz (1), MFBC (2)