Seit zwei Trainingslagern ist Johan Nilsson als Co-Trainer bei der Deutschen Nationalmannschaft dabei. Ende Januar reist die Auswahl zur WM-Quali nach Lettland. Was glänzt schon, was muss noch poliert werden?
Floorballmag: Wie sah das Programm beim Trainingslager aus?
Johan Nilsson: Berlin war unser zweiter und letzter Lehrgang vor der WM-Qualifikation. Diesmal waren auch die Spieler aus den ausländischen Ligen dabei. Zudem haben wir die ersten taktischen Grundvorstellungen präsentiert und dafür auch einen relativ hohen Spielanteil in den Trainings eingeplant.
Und worauf lag der Fokus?
In Berlin haben wir uns aufs Defensivkonzept konzentriert. Wir haben eine langfristige Idee und wollen das vorhandene System weiterentwickeln. Durch die kurze Zeit bis zur Quali haben wir aber entschieden, zunächst nur wenige Änderungen in die bisherige Taktik zu bringen.
Gab es besondere Erkenntnisse? Die Zeit für Analysen ist kurz vor der Quali begrenzt.
Wir wollten möglichst viel von den Spielern sehen. Ich bin der Meinung, dass man erst im Spiel sieht, wie gut ein Spieler tatsächlich ist und welche besonderen Eigenschaften er hat. Jetzt erwartet uns die schwierigste Aufgabe, die Nominierung des finalen Kaders für Qualifikation in Lettland.
Nach den ersten Terminen, was zeichnet den aktuellen deutschen Kader aus?
In der Nationalmannschaft hat sich einiges getan. Früher waren insbesondere Spieler aus ausländischen Ligen die Leistungsträger im Teams. Seit der WM 2018 haben fast alle Spieler im Natio-Kader das Floorballspielen in Deutschland gelernt. Sie sind auf einem hohen technischen Niveau und es herrscht ein ausgeprägter Teamgeist. Ich hoffe, wir werden in Lettland diese Komponenten abrufen können, also nicht nur gut fighten, sondern auch zeigen, dass unsere Spieler attraktiven Floorball spielen.
Die Bundesliga bildet also mittlerweile gutes Spielermaterial aus.
Ich glaube, dass sich Spieler der deutschen Nationalmannschaft keinesfalls international verstecken müssen. Spieler, von denen wir nicht überzeugt sind, werden auch nicht nominiert. Grundsätzlich sollte sich aber niemand ausruhen. Unsere Sportart entwickelt sich rasant weiter und Deutschland ist ein schlafender Riese, der bald geweckt wird.
Und das gelingt wie?
Unsere Nationalspieler brauchen Förderung und sehr gutes Training. Hier können Vereine und Verband besser zusammenarbeiten, um die positive Entwicklung gemeinsam voranzutreiben.
Du bist seit zwei Terminen im Trainer-Staff dabei. Was hat dich bislang am meisten überrascht?
Ich war mir der mangelnden Manpower und vieler anderer Probleme beim Dachverband bewusst, aber trotzdem hat mich die Organisation rund um die Nationalmannschaft sehr überrascht. Viele Dinge werden direkt von Remo organisiert, ohne ihn hätten diese Lehrgänge nicht stattgefunden. Ich hätte mir ein professionelleres Umfeld für die Jungs gewünscht. Sie investieren alle viel Zeit und Geld, um Deutschland international zu vertreten. Aber, ich bin guter Dinge und weiß, dass gerade viele Veränderungen im Verband passieren. Mit Fredrik Ljungström als neuem Sportdirektor haben wir jemanden, der sich nun auch explizit um die Nationalmannschaften kümmern soll.
Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wann steht der Kader?
Die Vorbereitungen laufen mittlerweile auf Hochtouren. Ein Trainingslager muss noch organisiert werden, auch der Aufenthalt in Lettland. In den kommenden Wochen werden wir auch den Kader festlegen. Iivo, der bei den bisherigen Lehrgängen nicht dabei sein konnte, hat sehr viel Videomaterial von uns erhalten. Wir haben die meisten Trainings aufgenommen und tauschen uns seit dem Termin in Lilienthal mit detaillierten Analysen über Team und Spieler aus. Weil die Spieler für Arbeit und Uni freinehmen müssen, werden wir versuchen, so schnell wie möglich den Kader festzulegen.
Also läuft erstmal alles.
Denke schon, übrigens auch dank aller Externer die uns bislang unterstützt haben. Ein großes Dankeschön geht deshalb auch an den Floorball Verband Berlin-Brandenburg und Adrian, der mit seinem Team den letzten Lehrgang so kurzfristig ermöglicht hat.