Das nicht stattgefundene Final4 hatte nicht nur Floorball ins bundesweite Rampenlicht stellen wollen. Ein wichtiger Bestandteil wäre auch das Powerchair-Hockey-Spiel am Sonntagvormittag gewesen. Eine bislang unbekannte Verwandtschaft. Das Floorballmag im Gespräch mit Julian Wendel, Vorsitzender dem Fachbereichs Elektro-Rollstuhlsport im Deutschen Rollstuhl-Sportverband.
Floorballmag: Julian, erzähl uns doch ein wenig über die Entstehung von Powerchair Hockey im Allgemeinen. Wo kommt die Sportart her?
Powerchair Hockey ist ziemlich zeitgleich Ende der 70er Jahre in München und in Holland an Sondereinrichtungen für Körperbehinderte entstanden: Man befestige einen Tennisschläger an einem Elektrorollstuhl und trieb damit einen Tennisball in ein Tor. Diese provisorische, aber dennoch unterhaltsame Art machte schnell die Runde in Europa. Das Equipment wurde verfeinert, die Rollstühle wurden schneller und wendiger, Mannschaften gründeten sich, schlossen sich Vereinen an und 1993 wurde die erste deutsche Meisterschaft in Würzburg ausgetragen.
Wie lässt sich die Entwicklung in Deutschland zusammenfassen?
Seit 2005 ist über den Dachverband DRS, also den Deutscher Rollstuhlsportverband e.V., ein Ligabetrieb installiert, in dem sich aktuell 16 Mannschaften in drei Spielklassen messen. Darüber hinaus werden einzelne Turniere ausgetragen. Die deutsche Nationalmannschaft wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen und nimmt seit 2004 an den regelmäßig stattfindenden Welt- und Europameisterschaften teil.
Und Deutschland spielt oben mit.
Richtig. Mit dem Weltmeistertitel 2010 erreichte das Team den bisher größten Triumph.
Die Verwandtschaft mit Floorball ist unübersehbar. Ist diese Nähe durch Zufall entstanden?
Von Zufall würde ich nicht sprechen. Beide Sportarten haben ähnliche Voraussetzungen und Ansprüche: Man möchte in der Halle einen dynamischen Mannschaftssport mit Ball, Schläger und Tor erreichen, der nicht so rustikal wirkt wie Hallenhockey. Logische Konsequenz sind relativ kleine Tore, Schläger und Bälle aus Plastik und eine Feldbegrenzung durch Banden. Vor diesem Hintergrund ist es meiner Meinung nach sehr wünschenswert, dass unsere Verbände in Zukunft bei einzelnen Veranstaltungen zusammenarbeiten.
Beim Final4 hätte es ja soweit sein sollen, ist aber erstmal nur verschoben. Was versprecht Ihr Euch von einer solchen Veranstaltung?
Fast jeder neue Zuschauer ist begeistert von unserer Sportart. Die speziellen Sportrollstühle fahren 15 km/h und trotz der teilweise schweren Körperbehinderung der Spieler entsteht ein dynamisches, vielfältiges und faszinierendes Spiel. Wir freuen uns auf die große Bühne nächstes Jahr und hoffen, dass wir den ein oder anderen neuen Fan oder sogar Spieler gewinnen können.
Wer wäre den in diesem Jahr aufeinandergetreten?
Das Team der Nording Bulls, das aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern kommt und aktuell in der 1. Bundesliga spielt, war nahezu komplett am Start. Der Gegner sollte ein deutsches Allstar-Team gespickt mit Nationalspielern sein. Für 2021 planen wir eben neu.
Weitere Informationen unter elektrorollstuhlsport.de.