In vier Monaten sollte die neue Floorball-Saison starten, in einem halben Jahr die Weltmeisterschaft. Ob dem so sein wird, steht noch in den Sternen. Was allerdings bereits zu erkennen ist, sind unterschiedliche Vorbereitungsbedingungen – einerseits bundesweit, noch viel stärker aber international.
Heureka, die Tore gehen auf. In Hessen sollen die Sporthallen bereits vergangene Woche geöffnet worden sein (zumindest formell, wenn auch noch nicht alle Hausmeister davon unterrichtet wurden), Schleswig-Holstein zieht am kommenden Montag nach. In Berlin und Brandenburg muss man sich noch länger gedulden. „Unser Ziel ist es, auch für den Hallensport bis zum Juni Lockerungen zu erreichen“, sagte Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin vergangene Woche. Juni, endlich, ist ja um die Ecke.
Doch spricht man von einer Öffnung der Hallen, spricht man noch lange nicht vom Alltag. Denn mit erlaubtem Körperkontakt, also tatsächlich regulärem Training hat das noch nichts zu tun. Denn auch Hallensport ist nur mit Abstand und unter Einhaltung der Hygienebestimmungen erlaubt. Die Landesregierungen sprechen bewusst nicht über einzelne Sportarten, sondern vertrauen auf die Sportverbände, die entsprechende Konzepte entwickeln – so wie es unser Dachverband tat. Ein Einzel im Tischtennis ist also kein Problem, ein Doppel schon. Floorball-SpielerInnen können in Abständen Schwedenkreise üben, auf echte Spielchen ist aber zu verzichten.
Deutlich anders sieht es im benachbarten Ausland aus, insbesondere in den Floorball-Hochburgen. In Tschechien gilt für Vereinstraining ab dieser Woche eine Sondergenehmigung, so dass dort keine zwei Meter eingehalten werden müssen. Im Gegensatz zu BetreuerInnen müssen Aktive auch keinen Mundschutz tragen. Bis zu 100 Personen können so zusammenkommen und gerne auch Teamsport betreiben. Auch Floorball.
Besonders frustrierend (oder erheiternd, je nach Humorgeschmack) war auch ein Kurzinterview der IFF mit Schwedens Nationaltrainer Mikael Hill. Denn während sich in manchen Ländern Spieler seit Wochen nicht gesehen haben und nicht wissen, ob sie dieses Jahr überhaupt Spiele absolvieren dürfen, plaudert dieser ungeniert über Trainingslager der schwedischen Nationalmannschaft im Juni und September, dazu kämen noch Freundschaftsspiele im Oktober und ein Vorbereitungscamp in November. Die WM kann kommen.
Ob sich die deutsche Auswahl bis zum Endturnier überhaupt wird treffen können, ist fraglich. Und was passiert, wenn in Deutschland ein Spielbetrieb gar nicht möglich sein sollte. Im genannten Ausland, auch in der Schweiz und Finnland, steht dieser aktuell gar nicht mehr in Frage. Werden Spielerinnen und Spieler auswandern, um ihren Sport betreiben zu können? Würde man es den besonders leistungsorientierten Bundesliga- oder Auswahlkadern nicht vielleicht sogar raten?
Es ist also absehbar, dass Teams unter erheblich unterschiedlichen Vorzeichen in die neue Saison starten werden. Vielleicht, so utopisch es sein mag, könnte Floorball doch Solidarität beweisen, zumindest national. Wie wäre es, wenn Teams einer Liga immer nur unter den Bedingungen trainieren, die dem am meisten Eingeschränkten zur Verfügung stehen? Tatsächlich wäre so etwas weit mehr Wert als nur ein PR-Stunt. Es wäre eine Geste, die sich der Profisport nicht mehr leisten will.
Foto: IFF