Während in Sachsen seit gut einer Woche wieder munter Floorball gezockt wird, inklusive Körperkontakt, dürfen in Berlin manche Vereine noch nicht einmal in die Halle. Insgesamt scheint die deutsche Floorball-Szene die bisherige Corona-Zeit aber doch gut verkraftet zu haben. Manche Vereine dürften in der Pause sogar in ihrer Entwicklung vorangekommen sein.
Noch scheint alles im grünen Bereich zu sein. In einer Umfrage unter den Bundesligisten der kommenden Saison führten die meisten Teams zwar an, dass man die Auszeit mit wenig bis keinem Alternativprogramm gefüllt habe, trotzdem hätte es aber keine existenziellen Probleme gegeben – weder hätten Mitglieder die Vereine verlassen, noch habe es erhebliche wirtschaftliche Schäden gegeben. Andererseits stelle sich beispielsweise die Sponsorensuche etwas schwieriger dar. „Die Unternehmen haben ganz andere Sorgen“, erklärt Jan Patocka, Abteilungsleiter der Dragons Bonn. Viele hätten große Umsatzausfälle. Während der Krise habe deshalb kein Unternehmen Lust gehabt, Sponsorengespräche zu führen. Das könnte sich in der nächsten Saison negativ auswirken.
Doch zumindest war Zeit für andere Dinge übrig geblieben. „Wir haben Sachen abgearbeitet, die schon lange offen waren und überlegt, was man noch verbessern kann“, so Patocka. Eine bessere Außendarstellung etwa, Gespräche mit Stadt und Verein, neue Hallenzeiten. „Wir haben die Krise als Chance gesehen, uns neu aufzustellen und Strukturen zu verbessern.“ Das sieht man auch auf dem Instagram-Kanal, wo die Dragons spannenden Content veröffentlichten. Sein Stellvertreter Mathis Janesch schätzt wiederum die Fortschritte bei der internationalen Vernetzung. „Es sieht aktuell sehr gut aus, dass wir in Zukunft über das Bonner Open Camp hinaus regelmäßig gemeinsame Aktionen wie Trainerworkshops mit dem tschechischen Großverein Tatran Stresovice durchführen können. Des Weiteren konnten wir bereits fortgeschrittene Gespräche mit interessierten Spielern aus dem Ausland führen, also sind wir guter Dinge, in der kommenden Saison neue Spieler begrüßen zu können.“
Ähnlich sah es auf der anderen Seite des Landes aus. „Aus der besonderen Situation heraus waren wir gezwungen, uns intensiv mit dem Thema Vereinsdigitalisierung auseinanderzusetzen“, erklärt etwa Tino Scholz vom Erstliga-Neuling SC DHfK Leipzig. „Whatsapp und Mail allein waren nicht mehr praktikabel. Discord, Zoom & Co. waren an der Tagesordnung, auch mit Teamspeak und MS Teams haben wir experimentiert. Wir erhöhten die Frequenz der Vorstandssitzungen und haben einen großen Teil der Vorstandskommunikation auf eine Onlineplattform verlagert.“ Die Sperrung der Sportstätten und das Ende des regulären Trainingsbetriebes habe sogar die Idee hervorgebracht, eine digitale Trainingsplattform aufbauen zu wollen.
Ralf Kühne, Teamchef des Damen-Bundesligisten MFBC Grimma, bekräftigt, dass es insbesondere für den Nachwuchs wichtig sei, vor den Sommerferien wieder Floorball zu spielen und innerhalb der Teams zusammen zu sein. Für das Bundesliga-Team soll selbiges gelten. „Aber hier sind wir einen Monat zu früh“, sagt Kühne. „Da wir uns gegenwärtig so vorbereiten wollen, wie in den anderen Jahren auch. Das heißt, wir planen vorerst einen Saisonstart wie üblich Ende September. Aber für Trainings-Aktionismus oder hektische Betriebsamkeit besteht gegenwärtig keine Veranlassung.“
Auch in Kaufering stellt das Training unter den aktuellen Vorgaben keine erhebliche Änderung dar: „Es unterscheidet sich in der Saisonvorbereitung noch nicht allzu stark von dem der letzten Jahre“, meint Kevin Keß, Spartenleiter bei den Red Hocks Kaufering. Zumindest noch nicht. „Je nachdem, wie sich die Lockerung der Beschränkungen in den nächsten Wochen weiterentwickelt, könnte das Hallentraining im Schlussteil der Saisonvorbereitung aber schon arg ungewohnt werden. Mal sehen, ob Testspiele oder Turniere überhaupt möglich sind.“ Auch Kaufering war im Netz kreativ und ließ seine Fans zusammengebaute Spieler raten.
Dass die Trainingssituation an sich noch kein großes Problem darstellt, sieht man laut Spielertrainer Alexander Burmeister auch in Schriesheim so. „Nach unserer bisher sportlich erfolgreichsten Saison hatten wir uns zunächst eine Auszeit gegönnt. Zuletzt fingen wir wieder mit Einzeltraining unseres Athletiktrainers Holger Meier an.“ Trotz des frühen Saisonendes, sei laut Burmeister wichtig, einen guten Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb zu finden. „Fängt man zu früh an, kann es eine zu lange Saison werden“, sagt der Nationalspieler.
Auch in Baden-Württemberg sind die Hallen also wieder offen. Dass das aber noch nichts bedeutet, weiß man in Berlin. Dort hat der regionale Landessportbund bei der verantwortlichen Senatsverwaltung bereits „widersprüchliche“ Weisungen moniert. Sprachlos ist man bei den Berlin Rockets. Zur chaotischen Rechtslage gesellt sich nämlich ein überfordertes Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, dass den Bundesligisten, inklusive aller Nachwuchs- und Breitensportteams, mindestens bis zu den Sommerferien in keine Halle lassen wird. Der kuriose Grund: Die Behörde könne die Reinigung nicht gewährleisten.