Vor gut eineinhalb Jahren haben die Ladies des FC Stern schweren Herzens ihren Rückzug aus der Damen Bundesliga verkündet. Der Kader war zu dünn geworden, die jungen Wilden noch nicht reif genug für die große Bühne. Nun ist München als SG mit den Sportfreunden Puchheim zurück. Wie kam es dazu? Und was gibt’s Neues im Süden?
Eigentlich hätte bereits am vergangenen Samstag der Punktspielstart des neu formierten Teams der SG Stern München / Sportfreunde Puchheim gegen den ETV Lady Piranhhas Hamburg stattfinden sollen. In eigener Halle. Doch Corona machte auch in München einen Strich durch die Rechnung. So starten die Damen nun am kommenden Wochenende direkt mit einem Doppelspieltag in die Saison. Und das auswärts gegen die etablierten Topteams aus Weißenfels und Leipzig/Grimma.
Wir haben den beiden Trainern Florian Felke und Sören Krieger einige Fragen zur aktuellen Situation gestellt, zum anspruchsvollen Saisonstart sowie auch zur Zielsetzung für diese Saison.
Floorballmag: Der Süden ist zurück in der Bundesliga. Zuallererst die Frage – mit welchen Zielsetzungen geht Ihr in die Saison?
Florian Felke: Für mich ist die Zielsetzung ganz klar. Wir wollen Damen-Floorball in Bayern und vor allem in München wieder attraktiv machen. Den jungen Spielerinnen soll eine Plattform geboten werden, wo sie sich auch zukünftig messen können. Um diese zu etablieren, möchte ich, dass die Spielerinnen so viel wie möglich aus dieser Saison mitnehmen und lernen. Drei Viertel unserer Spielerinnen sind jünger als 18 Jahre alt. Wir werden sehen, was wir damit in der Liga erreichen können. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir positiv überraschen werden.
Wie schafft man das?
Sören Krieger: Mir ist wichtig, dass wir die Trainingsinhalte ins Spiel transportiert bekommen. Gerade die erste Auswärtsfahrt nach Weißenfels und Leipzig wird uns aufzeigen, in welchen Bereichen wir besonderen Aufholbedarf haben. Im Verlauf der Saison sollten wir deutliche Schritte hin zum Bundesliganiveau machen.
Gibt es spezielle Herausforderungen bei einem so jungen Kader?
Florian Felke: Wir haben uns den Kader sehr genau angesehen und durch die Möglichkeit eines großen internen Konkurrenzkampfes haben wir ein Team zusammenstellen können, das eine bestimmte Stärke besitzt, die ich hier noch nicht verraten möchte. Am Anfang kann es sein, dass die fehlende Erfahrung noch zu unerfreulichen Endresultaten führt und man sich vielleicht die Frage stellen kann, warum man diesen jungen Spielerinnen das antut. Uns ist jedoch wichtig die Gesamtentwicklung im Auge zu behalten und da sind wir davon überzeugt, wenn die Erfahrung gesammelt wird, dass wir wettbewerbsfähig sind. Wichtig wird sein, dass das Team geschlossen durch die herausfordernde Zeit geht und keine überzogenen Erwartungen seitens der Vereine oder der Fans aufgebaut werden.
Und wie steht es um Taktik und Spielverständnis?
Sören Krieger: Klar, ist der Kader noch sehr jung. In puncto Körperlichkeit werden wir sicherlich das Nachsehen haben. Wichtiger noch als das Alter ist für mich jedoch, die Transition vom Klein- auf Großfeld. Die Vorbereitung war daher geprägt von Taktik und Spielverständnis. Inwieweit wir vorbereitet sind für die Bundesliga werden wir bald sehen.
Gerade, als das Team neu formiert wurde, aus Spielerinnen aus München und Puchheim, kam der Lockdown. Wie habt Ihr das Team unter den erschwerten Bedingungen vorbereitet?
Florian Felke: Sören und ich haben in unserer Karriere mindestens 2. Bundesliga gespielt. Diese Erfahrungen wollen wir den Spielerinnen bestmöglich vermitteln. Die Situation mit Covid-19 ist für alle Teams gleich, vielleicht ist die erzwungene physische Vorbereitungspause aber auch ein Vorteil für uns. Wir haben sehr schnell mit dem virtuellen Training begonnen und sind hier vor allem auf Basics eingegangen, die man in dieser Tiefe nicht in ein Standardtraining packt. Alles was man sich sonst mühsam über einen sehr langen Zeitraum erarbeiten muss, haben wir komprimiert in virtuellen Einheiten behandelt. Zum Beispiel haben wir so banal erscheinende Dinge wie das Floorball-Vokabular oder die Regelkunde besprochen. Als es dann endlich wieder in die Halle ging, waren auch die Großfeld-Neulinge mit den Begrifflichkeiten vertraut und das Training konnte effizienter gestaltet werden.
Und unabhängig von Corona, wie sind die Konditionen?
Sören Krieger: Wie Flo gesagt hat, haben wir die Lockdown Zeit gut nutzen können und das Beste aus Situation gemacht. Vom Timing her habe ich die späten bayrischen Sommerferien als störender empfunden, da wir über den Trainingszeitraum immer nur Teile des Kaders Verfügung hatten und unser Trainingsprogramm nicht aufeinander aufbauen konnten, ohne diverse Wiederholungsschleifen zu drehen. Grundsätzlich stehen uns aber sehr gute Trainingsbedingungen zur Verfügung: ausreichend Hallenzeiten, hohe Trainingsbeteiligung, immer zwei bis vier Goalies und ein engagiertes Team ums Team herum.
Abschließend die Frage – wer wir Eurer Meinung nach die deutsche Meisterschaft holen und welches Team wird den Pokal im Final4 in die Höhe stemmen?
Florian Felke: Sehr schwere Frage. Natürlich müssen die üblichen Verdächtigen – also Weißenfels, Dümpten, Leipzig/Grimma – genannt werden, um die Parole zu benutzen. Wir stehen aber vor einer ganz besonderen Saison, wo die Vorbereitung anders verlief als üblich und wo auch nicht absehbar ist, wie häufig Spieltage verschoben werden müssen. Deshalb lass ich mich am Ende überraschen und wir werden alles dafür tun, dass auch wir an der Überraschung unseren Anteil haben.
Sören Krieger: Aus Prinzip tippe ich nicht gegen mein Team. Deshalb sind meine Favoriten – also für die zweiten Plätze – auch Weißenfels, MFBC und DüFü. Vor allem Dümpten hat eine gute letzte Saison gespielt, konnte den Lohn dafür aber nur aufgrund des Saisonabbruchs nicht ernten. Ich bin gespannt, ob Sie dort weitermachen werden. Vor allem Leipzig/Grimma dürfte aufgrund der Rückkehr von Mietz wieder deutlich stärker sein. Eine Außenseiterchance hat aus meiner Sicht auch noch Wernigerode.
Pressemeldung der SG Stern München / Sportfreunde Puchheim