Das Coronavirus hat Deutschland und die Welt fest im Griff, auch der Floorball wird nicht verschont. In Tschechien wurde der Spielbetrieb schon vor einiger Zeit für zwei Wochen pausiert, auch hierzulande hat sich der erste Landesverband dazu entschlossen des Spielbetrieb vorerst auszusetzen. Und auch der Spielbetrieb von Floorball Deutschland ist immer häufiger von Spielausfällen betroffen. Wie kann und wie wird es weitergehen?
Es war ein Hin und Her, täglich wurden es mehr Risikogebiete, auch von der Politik kamen beinahe täglich neue Vorgaben. Am Ende konnte das Pokalspiel von Blau-Weiß 96 Schenefeld gegen den SCS Berlin doch noch stattfinden. Eine Woche vor dem Spiel sah es nicht danach aus. Der Beginn der „zweiten Welle“ sorgte für die Einstufung einiger Berliner Bezirke als Risikogebiet. Nach damals geltenden Bestimmungen in Schleswig-Holstein, was es den Berlinern nicht gestattet ins nördlichste Bundesland einzureisen. Doch im Laufe der Woche änderten sich dann die politischen Vorgaben – am Ende konnte das Spiel dann doch wie geplant stattfinden – Schenefeld gewann 10:5.
Vier Spiele der zweiten Pokalrunde mussten dann aber doch noch ausfallen – aus verschiedensten Gründen. Wernigerode und Halle wollten sich nicht zum Spielen in ein Risikogebiet begeben, somit wurden die Spiele in Berlin und Bremen vorerst abgesagt. Nachgeholt werden sollen sie jetzt am 07/08.11.2020 – bei der aktuellen Entwicklung bleibt es fraglich ob die Fallzahlen dann geringer ausfallen sollten. Auch bei den Schiedsrichtern gab es Corona bedingt einen Engpass, was zur Spielabsage in Hamburg führte. Im Team des SC DHfK Leipzig gab es einen Verdachtsfall, wodurch das Duell mit dem TV Schriesheim abgesagt werden musste.
Mittlerweile ist auch die Bundesliga betroffen. Am Wochenende vermeldeten die Red Hocks Kaufering einen positiven Fall in den eigenen Reihen. Das Spiel der Bayern in Bonn kommendes Wochenende wurde abgesagt. Bislang sind in der 1. Bundesliga diese Saison vier Spiele ausgefallen. Davon jetzt das erste aufgrund eines positiven Coronafalls. Aktuell ist die Spielplangestaltung recht entspannt. Die ausgefallene Weltmeisterschaft gibt dem Dachverband kurzfristig etwas Spielraum für Nachholspiele. Aber was passiert nach dem Dezember? Der grundsätzlich sehr eng getaktete Bundesligaspielplan bietet ansonsten nur wenig Flexibilität. Aus Sicht der Spielplaner sollte es also möglichst vermieden werden Spiele zu verlegen. Doch wird das möglich sein?
Die Fallzahlen in der Bundesrepublik steigen derzeit weiter in die Höhe. Aktuell gibt es keine Aussicht auf Besserung, was in einem bundesweiten Spielbetrieb mit ziemlicher Sicherheit für weitere Spielverlegungen sorgen wird. Auch wenn die Bevölkerung dazu angehalten ist die sozialen Kontakte zu minimieren, der Sport ist davon bislang explizit ausgenommen. Auch Auswärtsfahrten aus und in Risikogebiete sind aktuell vom Gesetzgeber her erlaubt. Bleibt die Frage, ob man sich privat diesem Risiko aussetzen will. Wie wird der Verband entscheiden, wenn Teams nicht in ein Risikogebiet fahren möchten zum Spieltag? Zuletzt zeige Floorball Deutschland Verständnis für die Entscheidungen von Halle und Wernigerode (siehe oben). Aber wird das auch so bleiben, wenn sich die Situation im Land nicht verbessert?
Aktuell ist noch sehr viel unsicher, das ganze Thema sehr schnelllebig. Natürlich ist eine Hochzeit mit 100 Gästen im geschlossenen Raum etwas anderes als Sportveranstaltungen, bei denen sich Verbände und Vereine viele Gedanken über Hygienekonzepte gemacht haben. Auch wenn das Risiko sich anzustecken durch Hygienekonzepte aller Art versucht wird so gering wie möglich zu halten, die Möglichkeit einer Ansteckung ist natürlich trotzdem gegeben. Sollte man also in Anbetracht der Tatsache, dass vorerst keine Besserung der Fallzahlen in Sicht ist, lieber alles absagen? Eine Entscheidung, die der Landesverband Niedersachsen-Bremen (FVNB) getroffen hat. Der Spielbetrieb des FVNB wurde bis einschließlich 15. November 2020 ausgesetzt. Mit dem Hotspot Bremen, um den sich viele Vereine konzentrieren, sowie einigen weiteren stark betroffenen Bereichen in Niedersachsen, kam die SBK zum Entschluss, es sei die beste Entscheidung den Spielbetrieb vorerst zu pausieren. Ideen wie der Spielbetrieb fortgesetzt werden soll gibt es such schon: Es sollen keine Spiele in Risikogebieten stattfinden, Teams aus Risikogebieten werden angehalten nicht an Spieltagen teilzunehmen. So sinnvoll das auch klingt, ist es jedoch vom aktuellen Zeitpunkt schwer vorstellbar, dass so zeitnah wieder Spielbetrieb möglich ist.
Was ist der richtige Weg? Der Gesetzgeber sorgt aktuell dafür, dass sich Vereine und Verbände schweren Entscheidungen gegenübersehen. Auf der einen Seite wäre es wohl moralisch und gesellschaftlich die richtige Entscheidung den Spielbetrieb ruhen zu lassen. Auf der anderen Seite haben die Vereine ein Interesse Sport anzubieten, was sehr wichtig für das eigene finanzielle Überleben ist. Den Verbänden geht es ähnlich mit ihrem Spielbetrieb. Diese Entscheidung ist für die verantwortlichen Personen, die es im Floorball zu einem Großteil auch noch ehrenamtlich machen, schwer zu treffen. Es sollte eine einheitliche Regelung geben, die für alle gilt – ob Floorball oder Handball, ob Bayern oder Schleswig-Holstein. Diese Regelung muss von der Politik kommen, die Entscheidungsträger in den Vereinen und Verbänden sollten damit nicht mehr allein gelassen werden.
Auf den Floorball und überhaupt auf den Sport warten ungewisse Wochen und Monate. Die Lage im Land bleibt unübersichtlich. Je regionaler ein Spielbetrieb stattfindet, desto eher ist eine „normale“ Saison realistisch durchführbar. Besondere Herausforderungen bringt ein überregionaler, gar bundesweiter Spielbetrieb mit sich. Zusammen mit Fragen, die man sich unausweichlich irgendwann stellen muss. Als Verband, als Verein, als Privatperson. Die Politik ist jetzt in der Pflicht für Klarheit zu sorgen. Solange sollten wir alle unseren Beitrag dazu leisten die berüchtigte Reproduktionszahl so gering wie möglich zu halten, damit irgendwann doch wieder ein normaler Spielbetrieb möglich wird.