Die Saison 2020/21 ist vorbei. Kein Meister, keine Aufsteiger, keine Absteiger. Die Saison abzubrechen war garantiert die richtige Entscheidung, dennoch lief sicherlich nicht alles optimal, bis es zu der Entscheidung kam. Insbesondere diejenigen, die in den letzten Monaten alles gegeben haben, um für einen möglichen Restart in Bestform zu sein, dürften zu Teilen zurecht enttäuscht sein über den Saisonabbruch. Wir blicken zurück, lassen die vergangenen Monate nochmal Revue passieren und blicken nach vorne, denn die entscheidende Frage ist: Wie geht es jetzt weiter?
Schon vor dem Saisonstart im September war allen Floorballern in Deutschland klar, dass die Saison 2020/21 keine normale Saison werden würde. Lange war es fraglich, wann überhaupt wieder das erste Spiel stattfinden kann, da in den Bundesländern teilweise sehr unterschiedliche Regelungen herrschten. Doch die Saison konnte starten, wenn auch vielerorts ohne Zuschauer. Aber auch die konnten in den folgenden Wochen wieder zurück in die Hallen. Zwar unter strengen Hygienemaßnahmen, aber es war eine Entwicklung in die richtige Richtung. Es machte sich etwas Optimismus breit, die Saison könnte annähernd normal verlaufen.
Doch die im Oktober immer weiter ansteigenden Infektionszahlen ließen den Optimismus dann schnell wieder verfliegen. Insbesondere der Pokal war immer mehr von Spielabsagen betroffen, doch auch die Bundesliga sollte nicht verschont bleiben. Bei den Red Hocks Kaufering gab es dann einen ersten positiven Fall in einem Bundesligateam. Wenige Tage später ging Schenefeld in die Offensive und verkündete in einem Schreiben an den Verband und die Liga, dass man bis auf weiteres nicht mehr antreten werde. [UND WAS JETZT?]
Entsprechend sah sich der Verband zum Handeln gezwungen. Die SBK stellte Rahmenbedingungen auf, wie der Spielbetrieb weiter gehen sollte. Anhand der Inzidenzwerte der Landkreise, in denen die Teams ansässig sind, wurde entschieden, ob ein Spiel stattfindet oder nicht. Die Teams durften bei einem Inzidenzwert über 50 im eigenen Kreis, oder im Kreis des Gegners die Entscheidung treffen nicht anzutreten. Das führte direkt dazu, dass am Wochenende 24/25.10.2020 von neun Spielen in der 1. FBL nur eins stattfand.
In Leipzig spielte der SC DHfK Leipzig gegen die Red Devils Wernigerode. [DAS LETZTE SPIEL DES JAHRES?] Die Partie sollte nicht nur als letztes Spiel des Jahres in die Geschichte eingehen, am Ende war es sogar das letzte Spiel der Saison 2020/21. Zunächst erkannte Floorball Deutschland, dass es aufgrund der gegenwärtigen Lage keine Option war, die Saison nicht zu unterbrechen, hatte man doch am Spieltag zuvor gesehen, wie viele Spiele stattfanden. Zudem hatten die deutschen Nachbarländer Tschechien und die Schweiz ebenfalls ihre Floorball-Saisons unterbrochen.
Der erste Plan sah vor, die Saison bis Ende des Jahres zu unterbrechen. Doch die Fallzahlen gingen nicht zurück, nein im Gegenteil, sie stiegen weiter an, was dazu führte, dass die neu gegründete Corona-Task-Force die Pläne für einen Restart der Liga auf Ende Februar, dann auf Ende März und schlussendlich auf Ende Mai verschieben musste. Nach mehreren Befragungen der Vereine, vielen politischen Entscheidungen und einer langen Zeit der Ungewissheit, entschied der Vorstand von Floorball Deutschland am 04.03.2021, die Saison 2020/21 abzubrechen.
Die Meldung kam zwar nicht unerwartet, aber dennoch dürfte sich der ein oder andere etwas gewundert haben über die plötzliche Nachricht. Zwar wurden die Vereine durch die Corona-Task-Force nach ihren Meinungen gefragt, doch die Ergebnisse der Task-Force kamen nur sehr kleckerweise bei den Teams an. Wäre die Entscheidung im Entstehungsprozess besser kommuniziert worden, dann hätten sich einige Teams sicherlich überlegt das Training umzustellen. Denn es gab durchaus Vereine, die weiterhin all in gegangen sind. Und das muss nicht heißen, dass man durch eine Einstufung als Profisport eine Ausnahmegenehmigung fürs Mannschaftstraining bekommen hat.
Einige Trainer scheuchten ihre Mannschaften mit Fitness-Tests und dreimaligem Video-Training durch den Winter, immer unter der Prämisse für einen möglichen Restart 100% fit zu sein. Für diese Spieler ist die Nachricht vom Saisonabbruch natürlich besonders hart, denn als Sportler hat man in der Regel ein Ziel vor Augen. Ein Ziel, dass einen motiviert Tag für Tag sein bestes zu geben. Doch wenn dieses Ziel fehlt, dann schwindet auch die Motivation. Entsprechend frustrierend dürfte es sein, wenn man sich über Monate durch Kraftübungen quält und in Laufschuhen Kilometer schrubbt und dann plötzlich das Ziel, für das man all das getan hat, vor den Augen zerplatzt.
Hätte man mehr und besser kommuniziert, dann wäre es vermutlich nicht zu einer solchen Situation gekommen. Denn wenn sich die Entscheidung klar abzeichnet und man weiß, was in den entsprechenden Gremien vor sich geht, dann hätte das Training entsprechend angepasst werden können. Natürlich muss man immer bis zu einer endgültigen Entscheidung mit einer Entscheidung gegen den Trend oder die eigene Erwartung rechnen, doch man hätte das Training anpassen können. Dabei ist das keine Entscheidung von ganz oder gar nicht, jeder Bundesligaspieler ist Sportler und wird sich in einem Alltag ohne Sport nicht wohlfühlen. Aber wenn man nicht weiß wohin die Reise gehen soll, muss man nicht mit 200 auf der linken Spur unterwegs sein.
Fakt ist, durch eine bessere Kommunikation hätte man die Teams insgesamt besser abholen können, egal welchen Trainingsaufwand sie gefahren haben. Aber nicht nur eine bessere Kommunikation hätte die Situation verbessern können, auch die irreführende Bezeichnung als Task-Force wurde dem Gremium wohlmöglich etwas zum Verhängnis. Als Task-Force wird normalerweise eine Arbeitsgruppe bezeichnet, die dann auch entsprechende Entscheidungskompetenzen erhält, um schnell und flexibel zu handeln. Die Arbeit der Corona-Task-Force von Floorball Deutschland bestand aber in erster Linie aus der Befragung der Vereine und dem Ausarbeiten von Szenarien zum Wiedereinstieg in den Spielbetrieb. Die Entscheidung was am Ende passiert hat immer noch der Vorstand getroffen, was auch grundsätzlich völlig fein ist. Durch die unglückliche Namensgebung wurden hier allerdings falsche Erwartungen geschaffen.
Jetzt heißt es also was bleibt? Was nehmen wir mit aus dieser Saison, die so dann doch keine war? Zunächst sollte man aus den vergangenen Wochen und Monaten lernen, dass Kommunikation enorm wichtig ist. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt die Kommunikation im Allgemeinen zu überdenken. Denn hier gibt es sicherlich auf fast allen Ebenen noch einiges an Potential. Sei es im Verband oder auch die Kommunikation der Vereine untereinander. Ein arbeitender Bundesligarat? Das wäre vielleicht auch mal wieder was feines.
Zeit für Projekte wie dieses, ist jetzt definitiv gegeben. Bis zum Start der Saison 2021/22 ist es noch ein halbes Jahr. Es wäre für den Floorball wahnsinnig wichtig, dass wir es als Sportart jetzt schaffen diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Denn so ist es möglich die aktuelle Situation als Chance zu sehen, den Floorballsport voran zu bringen. Wenn man sich jetzt beispielsweise intensiv mit dem Thema Kommunikation auseinandersetzt, dann kommt es hoffentlich nicht mehr vor, dass die Vereine wichtige Nachrichten auf Social Media lesen können, bevor sie vom Verband per Mail informiert werden.
Und das beste an der aktuellen Situation ist, dass sich jeder einbringen kann. Gerade jetzt, wo man mehr Zeit hat, sollte man sich einmal öfter fragen, ob man nicht an irgendeiner Stelle ein wenig investieren kann um unseren Sport nach vorne zu bringen. Sei es ehrenamtliche Mitarbeit bei Floorball Deutschland, einem Landesverband oder im eigenen Verein, man kann sich auf allen Ebenen einbringen. Übrigens auch beim Floorballmag… 😉 Also los jetzt, es ist an der Zeit, dass unsere geliebte Sportart den Weg ins Rampenlicht findet, deswegen lasst uns die Situation als Chance sehen und den Floorball gemeinsam voranbringen.
Ihr wollt euch beim Floorballmag einbringen? Schreibt uns einfach eine Mail an info@floorballmag.com oder slidet in unsere DMs auf Social Media. Wir sind immer offen für Vorschläge und Ideen. Um immer mehr freshen Floorball-Content zu erstellen, bedarf es mehr Verrückten im Team. Also los worauf wartet ihr noch?