Mit Ausnahme der NLA, ist die Floorball-Saison in der Schweiz bereits seit Januar abgebrochen. Während die höchste Spielklasse in den Playoffs um die Meisterschaft kämpft, hat Swiss Unihockey alternative Spielformen vorgestellt, die den Weg zurück in den Floorball Sport unterstützen sollen. Wir stellen euch das Schweizer System vor und gehen der Frage nach, was wir uns in Deutschland diesbezüglich bei unseren südlichen Nachbarn abgucken können.
Dass die Jugend besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden hat, ist auch den führenden Köpfen bei Swiss Unihockey bekannt. Daher hat man sich dazu entschlossen den sogenannten „Comeback Cup“ ins Leben zu rufen. Ein Pokalwettbewerb, der für alle Jugend-Großfeld-Ligen organisiert wird. Dabei bekommen auch Teams, die normalerweise nur auf dem Kleinfeld unterwegs sind, die Möglichkeit am Cup teilzunehmen. Generell wird mit organisatorischen Vorgaben dabei etwas lascher umgegangen. Der Fokus liegt ganz klar darauf, endlich wieder Floorball spielen zu können und nicht auf einer perfekten Organisation und Vermarktung.
So gibt der Verband den Teams nur ein Datum vor, bis wann sie ihr Spiel gespielt haben müssen, den genauen Spieltermin vereinbaren die Vereine untereinander. Genauso wenig kümmert sich der Verband um Schiedsrichter. Der Ausrichter ist dafür zuständig ein geeignetes Schiedsrichterpaar für das Spiel zu finden. Der Jugend wird so ohne einen großen organisatorischen Aufwand beim Verband, eine gute Möglichkeit gegeben, wieder ein bisschen Wettkampf-Feeling zu bekommen.
Um auch allen Anderen das Floorball spielen wieder zu ermöglichen, hat man zusätzlich zum Comeback Cup eine „Flexible Plattform“ auf der eigenen Website geschaffen. Sinn und Zweck der Plattform ist es, dass Teams sehr einfach Gegner für Testspiele finden können. Dabei können Vereine entweder nur nach Einzelspielen suchen oder sie anbieten, alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit Turniere auszuschreiben bzw. sich für ausgeschriebene Turniere anzumelden.
Außerdem hilft die Plattform den Vereinen bei der Schiedsrichtersuche, da man explizit auch nach Schiedsrichtern für ein Spiel suchen kann. Auch hier wird klar, dass es keinen großen organisatorischen Aufwand beim Verband geben soll. Der Verband stellt lediglich die Plattform zur Verfügung, um den Vereinen die Gegnersuche zu erleichtern.
Neben den zwei Möglichkeiten den Sport ganz normal Indoor auszuüben, hat man den Vereinen in der Schweiz noch eine dritte Möglichkeit gegeben: Diese können sich ab April ein Streetfloorball-Feld für je drei Wochen vom Verband ausleihen. Der Streetfloorball-Boom geht also auch an der Schweiz nicht spurlos vorbei. Im Hinblick auf die Herren WM in Zürich und Winterthur, nimmt man sich die Streetfloorballtour des Tschechischen Verbandes als Vorbild, die vor der WM 2018 in Prag durchs ganze Land gezogen ist und die Menschen für Floorball begeistert hat.
Auch in Deutschland wird dem Streetfloorball aktuell eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt. An allen Ecken und Enden planen unterschiedlichste Vereine und Institutionen verschiedenste Projekte zum Thema Streetfloorball. Warum das Thema gerade jetzt besonders interessant ist, liegt auf der Hand. In Zeiten der Pandemie ist Outdoor-Sport weniger risikobehaftet als Indoor-Sport. Entsprechend ist im Freien früher wieder mehr erlaubt als in der Halle. Damit in Deutschland das Thema Streetfloorball etwas koordinierter abläuft und nicht jeder Verein oder Landesverband sein eigenes Süppchen kocht, wird das Projetteam von Floorbll: Fit For Future sich dem Thema annehmen.
Streetfloorball kommt also auch in Deutschland. Aber was ist mit den anderen Spielformen der Schweizer? Wäre so etwas auch in Deutschland umsetzbar? Die Idee mit möglichst wenig organisatorischem Aufwand den Vereinen wieder Spiele zu ermöglichen, ist keine schlechte. So kann der Verband die verfügbaren Kapazitäten benutzen, um an anderer Stelle die nächsten Schritte zu machen und die kommende Saison zu planen. Eine Plattform, wo sich Teams Gegner für Testspiele suchen können, klingt auch für Deutschland nach einer sehr guten Idee. Es bleibt allerdings die Frage, wie so etwas umzusetzen ist. Wie viel Geld wäre für eine solche Plattform vorhanden, wie viel kostet es eine zu entwickeln? Vermutlich zu viel, ist der Haushalt von Floorball Deutschland doch traditionell recht eng bemessen.
Was ist die Alternative? Da es wahrscheinlich keine bundesweite Plattform geben wird, wird die Aufgabe Testspiele zu organisieren, vermutlich auf die Landesverbände zurückfallen, wenn man das Geschehen in irgend einer Form noch von Verbandsseite steuern möchte. Ansonsten würde man die Gegnersuche komplett in die Hände der Vereine abgeben. Eine regionale Aufteilung wäre dabei sicherlich auch nicht verkehrt, da die Situation rund um Covid-19 bekanntlich von Region zu Region sehr unterschiedlich ausfällt. Wenn die Landesverbände sich also um Testspiele zwischen Teams aus dem regionalen Spielbetrieb kümmern würden, müsste man sich noch etwas einfallen lassen, was man mit den Teams aus den Bundesligen macht. Anders als in der Schweiz wurde die Saison in der höchsten Liga in Deutschland bekanntlich auch abgebrochen und in einer Konkurrenz aus Regionalligisten (oder schlechter) werden die Bundesligisten kein Spaß an den Spielen haben, auch wenn sie gewinnen werden.
Der Comeback Cup ist auf gesamtdeutscher Ebene wohl nicht umsetzbar. Einerseits müssten Teams sehr weit fahren, was auf Jugendliche sonst nur bei Deutschen Meisterschaften zukommt, zum Anderen ist eine wilde Fahrerei durchs gesamte Bundesgebiet in Pandemiezeiten auch nicht die beste Idee. Spannend dürfte das Konzept allerdings für die Landesverbände sein. Hier könnte man ähnlich zum Schweizer Vorbild kleine Pokalwettbewerbe durchführen.
Was auch immer sich die Verantwortlichen in Deutschland einfallen lassen, sicher dürfte sein, dass es noch etwas dauert, bis es bei der Thematik voran geht. Weitreichende Lockerungen sind derzeit nicht in Sicht, aktuell verschlechtert sich die Lage in Deutschland bekanntlich wieder. Wann wir also mit möglichen alternativen Spielformen konfrontiert werden bleibt abzuwarten. Zu hoffen wäre allerdings, dass spätestens die kommende Spielzeit wieder ohne große Einschränkungen über die Bühne geht.