Ein vergleichsweise niedriger Mitgliederverlust deutet darauf hin, dass Floorball Deutschland bislang glimpflich durch die Pandemie gekommen ist. Ob man die Zeit auch produktiv genutzt hat, wird sich erst zeigen. Zumal sich der Dachverband erneut mit Personalfragen auseinandersetzen muss. Das Floorballmag im Gespräch mit dem scheidenden Geschäftsstellen-Mitarbeiter Hauke Hillmer.
Floorballmag: Hauke, gibt es eine Übersicht, wie sich die Corona-Zeit auf die Mitgliederzahlen der deutschen Floorballvereine ausgewirkt hat? Die Kultus-Behörden führen an, dass deutsche Sportvereine im Schnitt etwa 10 % ihrer Mitglieder verloren haben.
Hauke Hillmer: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Mitgliederzahlen um ca. 2,44 % gesunken. Das macht einen Verlust von 331 Mitgliedern. Die Mitgliederzahlen sind also von 13.583 auf 13.252 gesunken. Darüber, wie sich die Zahlen weiterentwickeln, lässt sich noch keine Aussage treffen. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Zahlen weiter sinken.
Mit welchen Bemühungen hat der Dachverband während der Pandemie versucht, seinen Mitgliedsverbänden und -vereinen zu helfen, um gut durch die Pandemie zu kommen?
Floorball Deutschland hat seinen Mitgliedern Informationen zu Fördermöglichkeiten zusammengestellt. Den Landesverbänden wurde angeboten, bei Fragen zu Förderungen zu helfen und hilfreiche Kontakte zu vermitteln. Leider kamen kaum Rückmeldungen.
Um welche Art von Förderungen hatte es sich gehandelt und ist es immer noch sinnvoll an den Dachverband diesbezüglich heranzutreten?
Die Förderung BMI Coronahilfen konnten auf Bundesebene bis zum 31.05. beantragt werden. Allerdings gibt es in den einzelnen Bundesländern zusätzliche Programme, deren Beantragungsfristen noch nicht abgelaufen sind.
Welche neuen Maßnahmen und Projekte wurden während der Coronazeit von Verbandsseite aus umgesetzt, um die Floorballentwicklung generell voranzutreiben?
Der Fokus liegt aktuell auf der Sicherstellung des Spielbetriebs der Saison 2021/2022. Darüber hinaus wurde das internationale Projekt „Floorball: Fit For Future“ gestartet. An dem Projekt nehmen Dänemark, Polen, Spanien und die Slowakei teil. Als Förderer und Unterstützer der Projektteilnehmer beteiligen sich Tschechien, Schweden und die Schweiz. Ziel des Projekts ist die strukturelle Förderung der nationalen Verbände und ein enger Austausch mit den Kooperationspartnern. Außerdem wurden im Frühjahr durch die FD-Akademie diverse Online-Seminare angeboten. Auch die C-Trainerausbildung wurde in Form weiterer Online- und Präsenzveranstaltungen weiterausgebaut.
Was bedeutet „strukturelle Förderung“? Was soll genau passieren?
Welche Maßnahmen genau ergriffen werden sollen, wird derzeit ausgearbeitet. Zunächst wird eine Stärken-Schwächen-Analyse verfasst. Darauf aufbauend ergeben sich die weiteren Schritte. Informationen zum Projekt gibt es auf einer speziellen Wiki-Seite. Darüber hinaus wurde in den letzten Monaten in Zusammenarbeit mit Studierenden der Ostfalia Hochschule in Salzgitter ein Konzept zur Teilhabe von Personen des nicht-binären und diversen Geschlechts am Floorball ausgearbeitet.
Kann man dieses Konzept irgendwo einsehen?
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen und das Konzept wird derzeit final von den Studierenden überarbeitet. Sobald aus dem Konzept erste Schritte ableitbar sind, wird der Verband darüber informieren.
Welche Maßnahmen wurden umgesetzt, um konkret die Bundesligen weiterzuentwickeln?
Das Hygienekonzept zur Durchführung der FBLs und des FD-Pokals wurde in den letzten Monaten umfassend überarbeitet und ergänzt. Auch die Anzahl an angebotenen und durchgeführten Trainerkursen konnte erfreulicherweise gesteigert werden. Das Thema Livestreams wurde erneut aufgenommen und eine Arbeitsgemeinschaft gegründet.
Welche Einschränkungen oder Anpassungen erwartet der Dachverband aktuell für die Bundesligen 2021/2022? Oder könnte die Liga wieder regulär ablaufen?
Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass ein möglichst reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. Letztendlich ist der Spielbetrieb von dem weiteren Verlauf der Pandemie und den nationalen und regionalen Einschränkungen abhängig. Eine verlässliche Auskunft kann daher nicht gegeben werden.
Wie hat sich die Verbandsstruktur in den vergangenen zwölf Monaten verändert? Gab es Personaländerungen oder stehen welche an?
Innerhalb der letzten zwölf Monate wurde die Stelle des Sportdirektors mit Atte Ronkanen besetzt. Die neu geschaffene Stelle des Cheftrainers übernahm Martin Brückner. In der Geschäftsstelle steht zudem eine personelle Änderung an. Auf eigenen Wunsch verlasse ich nach eineinhalb Jahren als Geschäftsstellenmitarbeiter den Verband. Außerdem gab es im Vorstand ebenfalls personelle Änderungen. Die Vorstandsmitglieder Frederik Garre und Bettina Heinzmann haben Ihre Posten zum 31.12.2020 abgegeben. Jan Brandt stellt sein Amt zur kommenden Delegiertenversammlung zur Verfügung. In den Kommissionen und im Bereich der Nationalteams gab es ebenfalls einige personelle Änderungen.
Wie werden die Stellen nachbesetzt?
Die Stelle des Geschäftsstellenmitarbeiters wurde offiziell ausgeschrieben und über die Kanäle von FD veröffentlicht. Die Stellenausschreibung wurde außerdem an die Landesverbände von FD übermittelt. Nach der inzwischen abgelaufenen Bewerbungsfrist stehen die Bewerbungsgespräche unmittelbar bevor. Auch für die freiwerdenden Positionen im Vorstand wurden Ausschreibungen über die Kanäle von FD veröffentlicht. Die vakanten Vorstandsposten können hoffentlich auf der kommenden Delegiertenversammlung neu besetzt werden.
Welche Herausforderungen sowie welche Projekte stehen für die kommende Saison an?
Die größte Herausforderung stellt für die kommende Saison nach wie vor die Corona-Pandemie dar. Die Arbeitsgruppe Hygiene- und Testkonzept wird sich dem Thema der gesamten Saison beziehungsweise für die notwendige Dauer über annehmen.