Es ist das größte Floorball-Event seit Jahren in Deutschland: Das Final4 in der Berliner Max-Schmeling-Halle steht in den Startlöchern – Corona zum Trotz.
Zweimal musste das Final4 in Berlin in den vergangenen beiden Jahren wegen der Coronapandemie abgesagt werden. Nun hat das Warten ein Ende: Am 5. und 6. März wird der Ball rollen – in der Max-Schmeling-Halle, eine der großen Sportarenen im Land. Diesmal stehen die Zeichen gut: „Das Turnier wird stattfinden“, verspricht Adrian Mühle, der Präsident des ausrichtenden Floorball Verband Berlin-Brandenburg.
Im Interview mit dem Floorballmag erklärt Mühle, was für ein Kraftakt die Finanzierung des Events in dieser Größenordnung ist – gerade angesichts all der Unwägbarkeiten der Pandemie. Klar ist: Damit das Turnier ein Erfolg wird und langfristig in der Schmeling-Halle gespielt werden kann, ist die gesamte Floorballszene gefragt.
Adrian Mühle
Präsident von FloorballBB
Floorballmag: Adrian, 2020 kam die Absage des Turniers erst eine Woche vor der Ausrichtung, 2021 hatte man schon etwas eher traurige Gewissheit. Nun sind es noch gute drei Wochen bis zum Final4 2022. Wird es diesmal stattfinden?
Adrian Mühle: Bei der Planung hat uns lange die Ungewissheit ausgebremst, wie sich die Corona-Lage entwickelt. Der Berliner Senat hat uns jedoch Ende vergangenen Jahres die Zusage gegeben: 2000 Besucher sind gesetzt, weniger werden es nicht. Wir werden das Event nicht absagen, das kann ich garantieren.
Unsere Hoffnung ist auch, dass die Kapazität in der Halle noch erhöht wird – aber danach sieht es momentan leider nicht aus. Dabei wäre das wäre auch für das finanzielle Ergebnis des Events sehr wichtig.
Kannst du das kurz erläutern?
Wenn es bei der Grenze von 2000 Menschen in der Halle bleibt – das schließt ja auch Teams, Organisationsteam, Volunteers, Security mit ein – werden wir definitiv Verluste machen. Das haben wir im Vorfeld schon evaluiert.
Wir haben starke Partner, die unseren Verlust etwas begrenzen können. Allerdings schaut sich der Berliner Senat in diesem Jahr genau an, wie wir dieses Event stemmen und es wäre sehr schön, wenn wir zeigen könnten: Floorball ist in der Lage, die Halle zu füllen und am Ende auch eine schwarze Null zu schreiben. Damit könnten wir zeigen, dass wir das Final4 langfristig in Berlin als großes Turnier aufziehen können.
Das heißt, die Szene ist gefragt, möglichst zahlreich nach Berlin zu kommen. Angesichts der Corona-Lage kann man es aber auch niemanden verdenken, wenn er doch zu Hause bleiben will, oder?
Die Szene kann an zwei Stellen helfen: Natürlich damit, in dem viele vor Ort in die Halle kommen und Tickets kaufen. Ansonsten hilft es etwa auch, Sponsoren zu suchen und an uns zu vermitteln: Damit können wir etwa auch im Livestream viel arbeiten. Und wer zu Hause bleibt, sollte das Event auf jeden Fall online und im Stream verfolgen.
Natürlich verstehe ich jeden, der angesichts der Corona-Lage lieber daheim bleiben will. Ich kann nur sagen: Wir fahren das Event nach den derzeit gültigen 2Gplus-Bedinungen, also geimpft und genesen und getestet oder schon geboostert. Wir sind sicher, dass wir mit unserem Hygienekonzept ein sicheres Turnier auf die Beine stellen.
Die Max-Schmeling-Halle ist zweifellos die größte Bühne, die es für den deutschen Floorball bisher gab. Kannst du uns einen kurzen Einblick geben, was die Realisierung für einen finanziellen Aufwand bedeutet?
Ich glaube, es ist vielen nicht bewusst, was wir hier für ein Investment gemacht haben. Wir reden von einem Budget im sechsstelligen Bereich. Der Berliner Senat unterstützt uns mit 100.000 Euro an Fördermitteln, dafür gehen aber schon wieder rund 90.000 Euro alleine für die Halle und den Staff – also etwa Security – an diesem Wochenende drauf.
Wir als Landesverband müssen mindestens zehn Prozent der Förderleistung aus eigenen Mitteln dazugeben. Das ist eine fünfstellige Summe, die am Ende unter anderem aus den Beiträgen unserer Mitglieder finanziert wird.
2020 und 2021 war das auch so, dass wir und ebenso der Dachverband Floorball Deutschland schon einiges an Geld in die Organisation gesteckt hatten. Man kann sich entsprechend vorstellen, wie weh die beiden Ausfälle auch finanziell getan haben. Denn wir hatten schon Gelder investiert, die dann verpufft sind.
Was ist, wenn das Event dieses Jahr ein Verlustgeschäft wird?
Klar ist, dass wir rund 3000 Tickets – also jeweils 1500 an beiden Tagen – verkaufen müssten, um am Ende kein Minus zu haben. Aber wie ich bereits gesagt habe: Wir haben viel Unterstützung aus der regionalen Floorballszene und wir wissen, dass wir das Event auch guten Gewissens durchführen können, wenn am Ende ein Minus stehen sollte. Wir bleiben dran, weil wir sehen, was herauskommen kann, wenn es gut klappt.
Wenn man über das Final4 2022 hinausblickt – wird es 2023 wieder die Pokalendspiele in Berlin geben?
Wir haben Floorball Deutschland signalisiert, dass wir das Event langfristig in Berlin sehen. Einfach, weil die Stadt ein Anziehungspunkt ist und die Schmeling-Halle ein mehr als würdiger dauerhafter Austragungsort. Fixiert ist allerdings noch nichts.
Den Antrag auf Fördermittel beim Senat für das Final4 2023 haben wir schon gestellt. Unter anderem wegen der Senatswahlen vergangenen Herbst und der Aufstellung einer neuen Regierung sind die Mittel aber noch nicht genehmigt – das wird frühestens in diesem Herbst passieren.
Nun kommen ja erstmal Vertreter des Senats zum Final4 diesen März, um zu schauen, wir das machen – auch von deren Eindruck wird es abhängen, ob wir für 2023 erneut diese Fördermittel erhalten.
Doch so oder so: Wir werden ab diesen Frühsommer schon volle Kanne für das Final4 2023 planen, und zwar unabhängig davon, ob uns die Stadt wieder finanziell so kräftig unterstützt, wie sie es diesmal macht.
Denn wir haben beschlossen: Wir werden uns wieder bewerben und wollen das Final4 2023 dann auch mit dem vollen Programm durchziehen, auf das wir dieses Jahr zum Teil noch verzichten müssen wegen der Pandemie.
Du bist, obwohl erst 40 Jahre alt, schon seit Mitte der Neunziger Jahre im Vereinswesen aktiv, seit 2000 mischst du im Floorball in Berlin mit und hast 2006 den Landesverband Berlin-Brandenburg aus der Taufe gehoben, dessen Präsident du bist. Ist dieses Final4 dein bisher größtes Projekt?
Ja, schon. Wobei ich ja keinen so großen Anteil an der Umsetzung des Projekts habe. Das macht das großartige Organisationsteam. Wir als Verband und ich als Präsident müssen nur dafür geradestehen, schließlich stecken wir viele personelle und finanzielle Ressourcen hinein. Den großen Vorteil, den ich habe, ist meine Familie und sind meine Freunde. Sie geben mir genug halt und Zeit, diese Projekte anzustoßen und zu treiben. Es ist Stress, aber ich sage immer: Es ist positiver Stress.
Website Final4: www.floorballfinal4.de
Wer mehr über die Arbeit des Landesverbands Berlin-Brandenburg erfahren will: Der Verband pflegt online eine „transparente Geschäftsstelle“: Dort kann man immer lesen, was im Verband die aktuellen Themen sind, an denen derzeit gearbeitet wird – und wer daran arbeitet.
Wer den Landesverband und damit auch das Final4 finanziell unterstützen möchte, findet auf der Startseite der Verbandwebsite einen Spendenkopf, über den man direkt eine kleine Geldspende anstoßen kann: https://floorballbb.de/