Mit Sicherheit hätten sich die meisten Trainer einen Kader wie den des MFBC gewünscht. Dennoch haben Mattias Persson und Tommi Uosukainen Beachtliches geleistet. Sie haben eine Mannschaft geformt, die jeden geblockten Schuss, jeden abgefangenen Pass wie das entscheidende Tor feierte.
Floorballmag: Mattias, erstmal großen Glückwunsch zum Titel. Brummt der Schädel noch?
Ja, fühle mich schon etwas anders als nach der letzten Meisterfeier. Man wird halt nicht jünger. Aber ich habe jetzt eine Woche Urlaub zum Erholen. Werde es also überleben.
Nimm uns etwas mit in die Vorbereitung aufs zweite Spiel. Was hatten ihr taktisch angepasst, um defensiv derart stabil aufzutreten?
Taktisch gesehen, hatten wir uns fürs zweite Spiel nichts anderes vorgenommen als für das erste. In Lilienthal haben wir es aber leider nicht umgesetzt. Wir wollten das schnelle Umschalten der Lilienthaler verhindern und deren Spiel verlangsamen ohne dass wir selbst an Aggressivität und Aktivität verlieren. Denn wenn du ihnen Räume gibst, sind sie unglaublich gut. Das ist uns im zweiten Spiel einfach besser gelungen.
Lilienthal lief die ganze Zeit auf, kam meist nur aus der Distanz zu Chancen. Ihr hattet die Ableger oft in den Slot gespielt, von dort auch die ersten vier Tore gemacht. Hast du dort die größte Lilienthaler Schwäche gesehen?
Unser Ziel war es, sie außen und weit weg von Marcus zu halten. Sie sollten dort dann auch wenig Zeit zu haben, um nicht Pässe durch den Slot zu spielen oder in einen Abschluss hineinzuziehen. Große Schwächen hat Lilienthal in dem Sinne nicht. Deshalb ging es uns in erster Linie darum, ihre offensiven Waffen weitestgehend zu neutralisieren, damit unsere Offensive die Chance hat, das Spiel zu gewinnen.
Etwas unerwartet durfte in beiden Finalspielen Marcus Rosenthal ins Tor. Pavel Lubentsov hatte eine sehr starke Saison gespielt. Wo kam diese Entscheidung her? Hatte sie etwas mit dem Gegner zu tun?
Beide haben diese Saison wirklich überragend gespielt. Darüber hinaus sind sie ein echtes Team. Das hat uns letztendlich den Sieg in Lilienthal gebracht. Unglaublich, wie die beiden im Penaltyschießen zusammengearbeitet haben. Das macht mich wahnsinnig stolz. Die Entscheidung, Marcus wieder ins Tor zu stellen, war auch keine einfache. Letztendlich wollten wir aber den psychologischen Vorteil aus dem ersten Spiel mitnehmen, den er sich dort erarbeitet hatte.
Unsere Drei-Reihen-Strategie hat uns viele Spiele gewonnen.
Über den gesamten Saisonverlauf habt ihr deutlich konsolidierter und konstanter gewirkt als noch im Vorjahr. Was hat diesen Leistungssprung verursacht?
Einerseits der Glaube an unser Spiel und das konsequente Umsetzen dessen – auch wenn es phasenweise nicht zu hundert Prozent geklappt hat. Auch in solchen Situationen ließen wir keine Zweifel aufkommen. Andererseits haben wir eine Kaderbreite, die es uns erlaubt, alle Spieler einzusetzen. Unsere Drei-Reihen-Strategie hat uns viele Spiele gewonnen.
Euer Kader war aber nicht nur breit, sondern auch homogen. Ein Schlüssel zum Erfolg?
Ja. Aber auch die Tatsache, dass der gute Saisonstart uns die Möglichkeiten gegeben hat, etwas zu experimentieren, um somit die bestmöglichen Reihenkonstellationen und vor allem passende Spielerpositionen zu finden. In vergangen Jahren hatten wir diese Ruhe nicht.
Du warst vor sechs Jahren noch als Spieler beim letzten Titel dabei gewesen. Wie unterscheidet sich die Freude an der Meisterschaft zwischen Spieler und Coach?
Als Coach freust du dich eher für die Mannschaft. Ähnlich wie Eltern sich für ihre Kinder freuen, wenn sie etwas geschafft haben – auch wenn die Eltern einen gewissen Anteil daran haben. Es erfüllt einen mit Stolz, wie einzelne Spieler sich entwickeln und wie sich eine Mannschaft formt. Es ist schon anders. Aber nicht weniger schön.
Was sind die Hausaufgaben für die Sommerpause, um 20/21 den Titel verteidigen zu können?
Die Motivation zu halten, hungrig zu bleiben, neue Ziele zu setzen. Du musst aus der Vergangenheit lernen, besser werden, neue Reize setzen.
Bleibt das Trainerpaar der Mannschaft erhalten? Gibt es bereits absehbare Abgänge?
Wir werden in den kommenden Wochen mit dem Verein über unsere Zukunft sprechen. Ein paar Abgänge müssen wir kompensieren. Das tut weh, denn meist sind das Spieler, mit denen wir einen langen Weg gegangen sind und die wir nicht einfach so ersetzen können. Wir sprechen derzeit mit vier oder fünf Spielern, sowohl deutsche als auch ausländische. Wenn alles klappt, werden sie uns sowohl in der Spitze als auch in der Breite ordentlich verstärken.