Der Weltverband irritiert mit seinem Schweigen. Während die Floorball-Szene auf eine Auskunft wartet, wie und ob überhaupt die diesjährige Juniorinnen- und Herren-Weltmeisterschaft stattfindet, hat die IFF die Spielpläne veröffentlicht, trocken wie Tafelkreide, als ob nicht wäre. Dabei ist eine reguläre Umsetzung der Events praktisch unmöglich.
Gestern lockerte Finnland erneut seine Corona-Beschränkungen. Die Regierung kündigte an, ab dem 1. Juni werde die Zahl der Menschen, die sich treffen dürften, von 10 auf 50 erhöht. Außerdem würden Büchereien und Museen wiedereröffnet. Der Ausnahmezustand bleibt jedoch bestehen, wie die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin bekanntgab.
Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass die Herren-Weltmeisterschaft Anfang Dezember dort tatsächlich umgesetzt werden könnte. Die Pandemie ebbt weiter ab und übrig bleiben wenige Einschränkungen, mit denen man bei guter Organisation schon irgendwie klarkommt. Schön wär’s. Denn ob dem so tatsächlich sein wird, ist unbekannt und wird es noch eine Weile lang sein. Über Wochen, wenn nicht Monate.
Diese Ungewissheit stellt vor allem für die nationalen Verbände eine massive finanzielle Herausforderung dar. Flüge müssen gebucht, Unterkünfte reserviert werden. Finnland ist ein teures Pflaster, und jeder Tag macht es teurer.
Hinzu kommt, dass die lokalen Einschränkungen nicht die einzige Grundlage für eine Ausrichtung dieser WM sind. Denn nicht wenige Experten bezweifeln, dass interkontinentale Flüge erst ab 2021 wieder uneingeschränkt möglich sein werden. Für die Turnierteilnehmer Thailand, Australien, Japan, USA oder Kanada ist aktuell an eine Reise nach Europa nicht zu denken.
Intern verfügt die IFF angeblich bereits über eine Deadline. Wenn bis zu diesem Datum nicht klar ist, dass das Event stattfinden kann, wird gehandelt. Bis dahin herrscht heile Welt. Erinnerungen an das äußerst ungeschickte IOC und die Olympischen Spiele in Tokyo werden wach. Der Schwarze Peter wird durchgereicht. Denn so lange Behörden die Ausrichtung nicht explizit untersagen, will man sich eine Absage nicht leisten. Die Kosten wären massiv.
Aktuell sind verschiedene Lösungen denkbar. Die IFF lässt es darauf ankommen, die Planung bleibt unangetastet. Zahlreiche Verbände canceln daraufhin ihre Teilnahme, Spielplan und Modi werden angepasst, gegenüber seinen Vertragspartnern erfüllen Veranstalter und Ausrichter aber alle Pflichten. Vielleicht wird die WM auch verschoben, auf Frühling oder Sommer 2021 etwa. Und auch eine Komplettabsage ist denkbar, sofern eine Verschiebung aufgrund fehlender Infrastruktur oder explodierender Kosten nicht möglich ist.
Tatsächlich hat der Weltverband aber gleich zwei Veranstaltungen zu retten. Denn augenscheinlich war die Verschiebung der Juniorinnen-WM auf September auch für schwedische Verhältnisse zu optimistisch gewesen. Auch dazu schweigt die IFF bisweilen.
Foto: Mikko Hyvärinen/MagicalGames2010