Als Schriesheimer Spielertrainer wäre Alex Burmeister im vergangenen Frühjahr fast zum ersten Mal in den Playoffs aufgelaufen. Dann kam Corona. Für die anstehende Saison stapelt der Nationalspieler trotzdem erstmal tief.
Floorballmag: Alex, der Abbruch der vergangenen Saison war für den TV denkbar unglücklich. Es war die erfolgreichste in eurer Geschichte.
Wir haben gezeigt, dass wir in einer sehr ausgeglichenen Floorball Bundesliga so gut wie jeden Gegner schlagen können. Vor allem war es uns gelungen, knappe Spiele für uns zu entscheiden. Daran ist es in den Jahren zuvor oft gescheitert. Wir konnten unsere Leistung in den meisten Spielen über die gesamte Spieldauer abrufen. Die Playofferfahrung hätten wir sicherlich gerne mitgenommen, können aber trotz des Saisonabbruchs viel Positives mit in die nächste Spielzeit nehmen.
In welcher Phase stecken aktuell die Schriesheimer?
Wir verlagern allmählich den Fokus vom Athletiktraining auf Floorball. Zunächst war es für uns wichtig, möglichst schnell die Geschwindigkeit in unser Spiel zu bekommen. Jetzt kümmern wir uns um den Feinschliff.
Wie hat euer Verein die längere Pause genutzt. Gab es Projekte, die ihr endlich angehen konntet?
Da bei uns unter der Saison die Ehrenämtler am oberen Kapazitätsrand arbeiten, haben wir die Corona-Pause in erster Linie zur Erholung genutzt. In puncto Jugendtraining haben wir versucht möglichst schnell ein internes Online-Angebot zur Verfügung zu stellen, damit die Jungs und Mädels am Stock bleiben.
Wie sieht eigentlich eure Nachwuchsstruktur konkret aus? Welche Jugendteams habt ihr im Verein?
Unsere Jugendarbeit bildet das Fundament für die Zukunft. Wir binden Talente frühzeitig in den Trainingsbetrieb, damit sie sich langsam an das höhere Spieltempo herangeführt werden. Fast alle unserer Leistungsträger stammen aus unserer eigenen Jugend. Von der U9 bis zur U17 sind wir in allen Jugendmannschaften gut aufgestellt, wobei sich die Jüngsten noch nicht mit anderen Mannschaften im Ligabetrieb messen können, da der Ligabetrieb in Baden-Würtemberg erst ab der U11 startet. Unsere Jugendtrainer sind meist Spieler der Bundesligamannschaft oder unserer Verbandsligamannschaft. Andersherum stammen fast alle unserer Leistungsträger aus unserer eigenen Jugend.
Und steht auch die Gründung eines Damen-Teams an?
Eine Damenmannschaft ist bei uns nicht geplant. Es gibt in unserem Spielbetrieb keine reine Damenliga.
Wie geht’s dir eigentlich gesundheitlich? Es wirkt sehr unglücklich, dass ein so austrainierter Kerl wie du, derart oft länger ausfallen muss.
Verletzungen gehören leider zum Sport dazu und man muss lernen damit umzugehen und das Beste aus der jeweiligen Situation machen.
Du warst eine gewisse Zeit noch außer Gefecht und auch dein Bruder hatte oft aussetzen müssen. Auch deshalb war der Kader insbesondere auswärts häufig sehr kompakt. Jetzt habt ihr euch noch von Adrian Braune verabschieden müssen. Wird sich die Situation in der kommenden Saison verbessern?
Mit Joel Batt, Julius Heuer und Daniel Mudra konnten wir während der letzten Saison die nächste vielversprechende Generation aus der eigenen Jugend integrieren. Früher mussten bei uns oftmals die ganz Jungen viel Verantwortung übernehmen. Mittlerweile können wir auf einige sehr erfahrene Spieler zählen, die es den Spielern der nächsten Generation einfacher machen, damit diese ohne Druck aufspielen können. Abgänge und Verletzungen ermöglichen anderen Spielern mehr Verantwortung zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln. Insbesondere in der vergangenen Saison haben wir in unseren Reihen viele Spieler, die einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.
Eure Truppe wirkte immer sehr fit, oft aber fast etwas zu bullig. Was hattet ihr euch vor der vergangenen Saison vorgenommen zu ändern? Und woran wollt ihr noch arbeiten?
Wir arbeiten in jedem Training daran, uns in allen Bereichen zu verbessern, um unser Floorballspiel auf das nächste Level zu bringen. Einer der Bereiche ist unsere Athletik, bei der wir vor rund vier Jahren mit Holger Meier sehr viel Expertise ins Boot geholt haben.
Mit welchem sportlichen Ziel wird Schriesheim in die neue Saison starten?
Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Alles weitere hängt unter anderem von der Anzahl der Playoffplätze ab. Sollten es acht werden, sehe ich das Erreichen der Playoffs als realistisches Ziel. Bei vier, wäre der Playoffeinzug wohl eine zu ambitionierte Zielsetzung.
Wahrscheinlich könnt ihr das Gejammere nicht mehr hören, aber für die meisten Gegner ist euer spezieller Boden eine ziemliche Herausforderung. Seht ihr das als typischen Heimvorteil oder würdet ihr euch auch einen neuen Belag wünschen?
Als größten Heimvorteil in der Floorball Bundesliga sehe ich die langen Anreisen. Es macht einen großen Unterschied aus, ob der Gegner vier bis sechs Stunden Autofahrt in den Beinen hat oder nicht. Der jeweilige Bodenbelag spielt aus meiner Sicht eher eine untergeordnete Rolle. Wobei es auf Gerflor-Boden, dem Bodenstandart bei Länderspielen, schon sehr viel Spaß macht zu spielen. Sollte die Stadt Schriesheim sich dazu entscheiden Gerflor zu verlegen, würde ich mich freuen.
Mittlerweile haben sich Vertreter der Bundesliga-Teams zu mehreren Video-Meetings getroffen, um die kommende Saison mit Livestreams abzudecken. Wird auch Schriesheim nächste Saison seine Heimspiele streamen?
Wir produzieren seit drei Jahren zu jedem Heimspiel zeitnah Highlight-Videos. Die Möglichkeit einen angemessene Stream anzubieten wird gerade intern geprüft. Die notwendige Infrastruktur scheint jedoch in unserer Halle nicht zur Verfügung zu stehen, bzw. muss erst noch geschaffen werden. Einen Livestream wird es in der kommmenden Saison von unserer Seite höchstwahrscheinlich nicht geben.
Erst Ende September soll entschieden werden, ob und wie die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Bereitest du dich mental auf das Event vor? Bei der Quali warst du ja noch nicht dabei gewesen.
Die WM-Quali konnte ich aufgrund einer Schulterverletzung nicht bestreiten. Ich freue mich immer sehr auf die Zusammenzüge mit der Nationalmannschaft. Ob die Weltmeisterschaft im Dezember stattfinden wird, lässt sich noch nicht absehen. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, muss man sich natürlich so vorbereiten, als würde sie im Dezember stattfinden.