Am Dienstagabend überraschten die SSF Dragons Bonn mit einer Instagram-Story. Sie hatten soeben das Training wieder aufgenommen. Hier erfahrt ihr, wie es dazu gekommen ist und warum in der Thematik nicht alles schwarz oder weiß ist.
Dass die Floorballer aus Bonn sich nicht einfach über geltende Gesetze hinwegsetzen ist absolut klar und stand zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise zur Diskussion, wie Abteilungsleiter Jan Patocka gegenüber dem Floorballmag erklärte. Nachdem die Bundesregierung den erneuten Lockdown angekündigt hatte, war allen sofort klar, dass im November neben dem Spielbetrieb auch die Trainings ausfallen werden. Lediglich Profisportler und Profimannschaften dürfen weitertrainieren. Einen Status den die Bonner Floorballer nun auch innehaben. Aber wie ist es dazu gekommen?
Patocka erklärt: „Völlig unerwartet erreichte uns eine Mail der Geschäftsstelle des Gesamtvereins, die uns erlaubte wieder mit den Bundesligamannschaften zu trainieren. Nach langen Überlegungen haben wir uns dafür entschieden diese Möglichkeit anzunehmen und die besten Voraussetzungen und Schutzmaßnahmen zu schaffen.“
Um die Situation zu verstehen muss man wissen, dass die Schwimm- und Sportfreunde Bonn als größter Verein in der ehemaligen Bundeshauptstadt, neben mehreren tausend Breitensportlern auch einige Leistungssportler unter ihrem Dach vereinen. Insbesondere im Schwimmen und im Triathlon sind diese zu finden. Der Gesamtverein setzte sich bei der Politik für seine Leistungssportler ein, um ihnen die Möglichkeit zu geben auch im November zu trainieren.
Das zuständige Sport- und Bäderamt antwortete dem Verein, dass sie sich an der Definition Profisport gemäß DOSB orientieren würden. Die besagt, dass unter anderem die 1.-3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten als Profisport einzustufen sind. Damit war der Weg für eine Wiederaufnahme des Trainings bei den Dragons gegeben. Es folgte die besagte E-Mail an die Floorballabteilung, zu der Patocka nochmals klarstellt: „Wir waren ziemlich überrascht, da es vorher keinerlei Initiative von unserer Seite aus gab.“
Somit stand der Vorstand der Floorballabteilung vor einer schwierigen Entscheidung. Dass sie am Ende beschlossen haben, das Training wieder aufzunehmen kann man finden wie man will, aber jeder sollte verstehen können wie die Entscheidung zu Stande gekommen ist. Es ist keine einfache Aufgabe hier den richtigen Weg einzuschlagen. Wenn man die Möglichkeit ausschlägt gibt es ebenso negative Stimmen, wie jetzt, nachdem man anders entscheiden hat. Dass es hier aber nicht immer schwarz oder weiß gibt, zeigt die Umsetzung. Es wird versucht einen Mittelweg zu finden, um der Thematik gerecht zu werden und um zu zeigen, dass man das Virus trotzdem ernst nimmt:
So läuft das Training nun auf komplett freiwilliger Basis ab, wer nicht will, muss auch nicht teilnehmen. Davon gibt es auch einige SpielerInnen. Da es um Profisport geht dürfen entsprechend nur Spieler mit einer Bundesligalizenz am Training partizipieren. Die Mannschaft trainiert komplett isoliert und abgeschnitten, die entwickelten Hygienekonzepte werden strikt umgesetzt. Zusätzlich wird die Situation Woche für Woche neu analysiert und dann entschieden ob weiter trainiert werden darf. „Es kann nächste Woche auch schon wieder alles vorbei sein“, sagt Patocka.
Ob es die richtige Entscheidung war das Training wieder aufzunehmen? In Bonn weiß man das aktuell genauso wenig, wie im Rest des Landes. Aber sie stehen hinter ihrer Entscheidung und vertrauen den Behörden, die ihnen diese Möglichkeit eröffnet haben. Eins ist jedoch gewiss und das hat der Abteilungsleiter seinen SpielerInnen auch nochmal deutlich erklärt: Mit der Einstufung als Profisport, muss man auch wie ein Profisportler durchs Leben gehen und sich entsprechend verhalten. In der aktuellen Zeit geht es dabei vor allem um die sonstigen sozialen Kontakte, die eben auf ein Minimum zu reduzieren sind.